Europawanderweg E5

Kurzbeschreibung

Die Faszination des Bergwanderns und Bergsteigens lockt jährlich viele Menschen nahezu jeden Alters in die Berge. Und erst einmal Gebirgsluft richtig geschnuppert, wird sehr schnell ein Wunsch zum Ziel: Einmal zu Fuß über die Alpen! Dabei dominiert die Nord-Süd-Richtung. Nicht erst in jüngster Zeit, sondern von jeher gab es dieses Begehren. Wenngleich auch andere Motive als das Bergerlebnis im Vordergrund standen. Neben Kaisern, Händlern, Jägern und Soldaten haben sich auch Dichter wie Goethe, von Eichendorff, Dürer und andere auf den Weg gemacht und dort geschichtsträchtige Spuren hinterlassen. Heute ist es vornehmlich das Bergerlebnis, das Hunderttausende in die Alpen zieht.

Als meist begangene Nord-Süd-Route hat sich dabei seit Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts der Europawanderweg 5 (E5) manifestiert. Er gehört zum festen Programm und oft gebuchten Angebot zahlreicher kommerzieller alpiner Unternehmen. Zehntausende machen sich jährlich auf diesen Weg.
Der DAV Sektion Mainz ist es gelungen, die Kaunergratvariante als Panoramaroute in den E5 zu integrieren; sie hat seit 2010 in einem mehrjährigen Projekt den E5 in ihr ständiges Wegeangebot aufgenommen.

Empfohlene Wanderführerliteratur:

  • Fernwanderweg E5, Stephan Baur, Dirk Steuerwald, Rother Verlag
  • Fernwanderweg E5, Robert Mayer, Bruckmann Verlag
  • Europäischer Fernwanderweg E5, Veit Metzler, Kompass Verlag
  • Via Alpina, Gelber Weg, Evamaria Wecker, Bruckmann Verlag

Lektüre zum Fernwanderweg E5

Charakteristik eines langen Weges

Fernwanderungen und Alpenüberquerungen stoßen auf immer größeres Interesse. Nicht jeder Interessierte ist in der Lage, vorab den Anspruch des langen Weges einzuschätzen. Der folgende Beitrag soll in einer Kurzfassung die Charakteristik des E5 aufzeigen, insbesondere den Wegverlauf über Gebirge, Täler, Gipfel, Joche und Übergänge. Bewusst wird nicht auf Tages-Gehzeiten und zu bewältigende Höhenmeter eingegangen. Das kann jeder Interessierte in der Vorbereitung auf die Tour gerne den Internetpräsentationen oder der Wanderführerliteratur entnehmen. Wer sich für die E5-Angebote der DAV Sektion Mainz entscheidet, erfährt alle Einzelheiten in den Tour-Vorbereitungen der jeweiligen Gruppe.

Allgemeines zur Alpenüberquerung via Süden

Der Weg über die Alpen von Nord nach Süd war schon immer sehr begehrt. Waren es früher Jäger, Händler und Wallfahrer, lockte später der Süden auch bedeutende Menschen wie Goethe, von Eichendorff oder Dürer über die Alpen. Sie haben auf ihrem Weg Spuren hinterlassen. Das europäische Zentralgebirge, das Dach Europas, bildet eine gewaltige natürliche Barriere. Sie zu überwinden fordert Mut, Kraft und Ausdauer. Oft mit gewaltigen Anstrengungen verbunden, erweisen sich die Alpenüberquerungen gen Süden immer wieder als großes Sehnsuchtsziel für den Menschen. Daneben bieten sie auch eine gute Gelegenheit, Stress und die Hektik unseres modernen Lebens abzulegen und die dadurch eingeengte Sichtweise auf die lebenswerten und schönen Dinge neu auszurichten. Alpenüberquerungen sind eine gute Gelegenheit, sich wieder selbst zu finden.

Der E5 von Oberstdorf nach Verona ist ein durchgehend alpiner Wanderweg. Seine Sicherheit setzt, wie überall im Gebirge, angepasstes sicheres Verhalten der Wanderer voraus. Für den Einzelnen ist es dabei von großem Vorteil, in einer mit Bergkompetenz und Erfahrung geführten Gruppe einer Alpenvereinssektion oder Bergsteigerschule zu gehen. Zum Beispiel mit der DAV Sektion Mainz, die jährlich ein umfassendes E5-Programm anbietet. Es hat bisher von Jahr zu Jahr steigendes Interesse gefunden.

E5-Konzept der DAV Sektion Mainz

Der Weg von Oberstdorf nach Verona ist etwa 530 km lang, hat ca. 25.000 Höhenmeter im Aufstieg und ca. 29.000 Höhenmeter im Abstieg. Er ist in vier etwa einwöchige Abschnitte unterteilt und kann von Jahr zu Jahr modulhaft erwandert werden. Die Bergwanderführer sind erfahrene und zertifizierte Wanderleiter, Fachübungsleiter und Hochtourenführer unserer Sektion. Teilnahmeberechtigt sind DAV Mitglieder aller Sektionen. Vom Teilnehmer ist allerdings der Nachweis zu erbringen, dass er den Anforderungen, die der Weg über die Alpen stellt, auch gewachsen ist. Das wird im Rahmen eines Vortour-Wochenendes am Mittelrhein in der Gruppe gemeinsam getestet. Die Etappen der Vortouren sind durchaus anspruchsvoll gestaltet. Etwa 6 - 7 Stunden Gehzeit und ca. 1.000 Höhenmeter im Aufstieg. Wer das problemlos schafft, bietet die Gewähr, konditionell gerüstet zu sein.

Die Alpenüberquerung beginnt für die meisten Wanderer in Oberstdorf. Eine von der Masse der Wanderer äußerst beliebte Variante führt in 6 Tagen nach Meran. Sie wird vom weitaus größten Teil der Bergwanderer bevorzugt. Schade, denn sie versäumen viel. Die Alpen hören in Meran nicht auf und sie bieten so viel mehr. So bleibt die 6-Tageversion eben auch nur eine Variante. Eine Alpenüberquerung von Nord nach Süd ist mehr. Sie geht, wie das Wort es unmissverständlich ausdrückt, vom Beginn der Alpen bis zu deren Ende.

E5 Nordteil

Der E5 Nordteil gliedert sich in zwei etwa einwöchige Teilstücke. Einmal in den Weg von Oberstdorf zur Kaunergrathütte/Pitztal und zum anderen in den vom Pitztal nach Bozen.

Die große Mehrheit der E5-Bergwanderer beendet in Meran die Tour durch die Alpen. Aber überquert in der Nord-Süd-Richtung haben sie das Dach Europas damit nicht. Der weitaus größere und eindrucksvollere Teil wird ausgelassen. Schade, denn es wird viel versäumt! So bleibt die 6-Tage-Version Oberstdorf – Meran eben nur eine alpine Bergvariante. Fraglos bleiben auf dem Weg nach Süden die Hochalpen zurück. Zwei bis drei Mal werden im Mainzer E5-Programm die 3.000 m überschritten. Und zwar im Madatschjoch (3.030 m), an der Similaunhütte im Niederjoch (3.019 m) und ggf. an der Ötzifundstelle im Hauslabjoch (3.210 m). Offensichtlich zweifeln viele der 6-Tage-Variante-Geher daran, dass der E5 nicht mehr zu bieten hat. Weit gefehlt! Auf der Südseite der Alpen erwarten die Alpenüberquerer neben weiteren alpinen Höhepunkten vielfältige kulturelle Leckerbissen. Die Landschaften sind bunter, strahlen größere Wärme und auch Schönheit aus. Der gesamte E5 Südteil ist geprägt vom Charme der Südalpen mit durchweg faszinierenden Ausblicken auf die italienischen Dolomitenketten und -gipfel, der „schmackhaften“ Gastfreundschaft der Südtiroler, Trentiner, Veneter und nicht zuletzt vom italienischen Dolce Vita. Anspruchsvolle Felsgebirge stellen sich auch noch in den Weg. Wer die Höhen der herausragenden Gebirgsformationen des Lagoraigebirges, des Monte-Pasubio-Massivs und der Cima-Carega-Gruppe überwunden hat, vermisst wahrlich keine alpinen Höhepunkte. Vor allem aber ist der E5 Südteil bei weitem nicht so überlaufen wie der E5 Nordteil. Die Südalpen mit ihren vielfältigen Eindrücken zu genießen, so lautet das Motto des langen Weges!

E5 Südteil

Wie der E5 Nordteil gliedert sich der E5 Südteil in zwei einwöchige Teilstücke. Einmal in den Weg von Bozen nach Carbonare und zum anderen in den von Carbonare nach Verona. Im Gegensatz zum E5 Nordteil gibt es außer einer kurzen Seilbahnfahrt am Anreisetag keine Erleichterungen durch Busfahrten, Materialseilbahnen für Rucksacktransporte und Seilbahnen. Der E5 Südteil ist eine Kraft und Ausdauer fordernde alpine Trekkingstrecke.

Text: Manfred Neuber