Sonnenuntergang | © Gaby Sturny, Gitte Leicht, Ute und Eckhard Matzel, Uschi Ripplinger, Volker Teipel

Einmal hinauf zum Hochkönig

Alpine Wanderung auf den höchsten Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen

06.05.2024

Der Hochkönig ist mit seinen 2.941 Metern der höchste Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen. Der Hauptgipfel überragt alle Berge im Umkreis von rund 34 Kilometern. So sieht man über weite Täler hinweg und kann, bei gutem Wetter, insgesamt 200 Dreitausender sehen. Eine Schartenhöhe von 2.181 Metern macht den Hochkönig zu den geographisch prominentesten Bergen der Alpen. Er wird nur von Mont Blanc, Großglockner, Finsteraarhorn, Wildspitze und Piz Bernina übertroffen.

Im zweiten Anlauf eroberte eine Mainzer Gruppe seinen Gipfel.

Der Hochkönig lockte mich schon seit einigen Jahren und ich überlegte, wie man diese Hammertour etwas entschärfen und für die Sektion Mainz des DAV anbieten könnte.

Der erste Versuch musste 2022 leider wegen einer Schlechtwetterfront abgesagt werden. Natürlich waren alle enttäuscht, aber es wurde gleich nach einem Ersatztermin für 2023 geschaut - und so machten wir uns am 6. September 2023 bei top Wetteraussichten auf den Weg nach Mühlbach in Österreich.

Auf der Mitterfeldalm

Für den Anreisetag hatten wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Zustieg zum Hochkönig gesucht. Die Mitterfeldalm liegt auf 1.669 Metern und wird im Sommer von einem Bauern im Tal bewirtschaftet. Sie bietet in dieser Zeit Übernachtungen in Mehrbettzimmern an - perfekt für unsere kleine Gruppe. Nach langer Anreise und einem kurzen Aufstieg vom Parkplatz des Arthurhauses machten wir es uns bei Kaiserschmarrn und Kaffee gemütlich. Lager beziehen, Liegestühle testen und am Abend in schöner Runde den Gipfeltag besprechen.

Der Weg zum Gipfel ist kein Spaziergang

Früh morgens machten wir uns auf die lange Tour. Jedem war klar, dass die 1.700 Höhenmeter kein Spaziergang sein würden und wir unsere Kräfte gut einteilen mussten. Der Wetterbericht versprach perfektes Bergwetter. Das bedeutete, dass wir genügend Zeit für den Aufstieg hatten und eine Übernachtung im Matrashaus direkt auf dem Gipfel war sowieso geplant.

Erwartungsgemäß ging es nach anfänglich noch leichtem Gelände schnell steil bergauf. Also, den Berggang einlegen und Stück für Stück nach oben schrauben. Vorbei an den Felsen der Mandelwände und weiter durchs Ochsenkar. Der Name hatte etwas von Ochsentour, aber eine solche sollte unsere Unternehmung nicht werden. Oberhalb der Torsäule genossen wir bei einer längeren Pause die Aussicht über das weite, von steilen Wänden eingerahmte Felsenmeer.

Die Landschaft oberhalb der Baumgrenze ist am Hochkönig etwas bizarr. Dolomit und Kalkstein wechseln sich ab. Früher gab es auf der Hochfläche der sogenannten “Übergossenen Alm“ noch einen Gletscher. Heute ist sie ein spaltenloses, im Sommer meist schneefreies Plateau auf etwa 2.600 bis 2.700 Meter. Eine Hochtour ist die Tour auf den Hochkönig schon lange nicht mehr. Das Tückische ist, dass man ständig durch brüchiges Gestein in Senken absteigen und natürlich (wie soll es anders sein?) unten angekommen, wieder nach oben kraxeln muss. Als wir das erste Mal die Hütte sahen, dachten wir “Jetzt sind wir bald da“. Doch weit gefehlt! Noch lagen einige Senken vor uns. Das letzte Stück meisterten wir dann über die Helmut-Müntzer-Stiege, ein kurzer, versicherter Steig.

Endlich oben!

Beim Eintreffen auf der Hütte erwartete uns ein bis ins kleinste durchorganisierter Hüttenwirt. Das muss wohl auch so sein, wenn man in einer solchen Höhe eine Hütte bewirtschaftet. Das Matrashaus zählt zu den höchstgelegenen Hütten der Ostalpen und bietet 70 Übernachtungsplätze.
Anfangs war alles etwas wuselig, aber nachdem wir uns sortiert hatten, konnten wir die letzten Sonnenstrahlen mit einer atemberaubenden Aussicht genießen. Das Highlight des Abends stand jedoch noch bevor.

Sonnenuntergang auf fast 3.000 Metern

Warm eingepackt versammelten sich alle auf dem Plateau vor der Hütte und am Gipfelkreuz. Es war eine fast andächtige Atmosphäre und dieser wundervolle Tag hätte nicht schöner enden können. In allen Farbverläufen über Gelb, Orange und Rot färbte sich der Horizont, bis die Sonne schließlich vollständig untergegangen war. Rasch machte sich die Kälte breit und so verzogen wir uns schnell in die Hütte. Der Abend war kurz, denn alle waren k.o. und wollten nur noch alle Viere von sich strecken.

Gut gelaunt zurück ins Tal

Der nächste Tag begrüßte uns mit einem fantastischen Sonnenaufgang. Da eine weitere Übernachtung auf der Mitterfeldalm eingeplant war, hatten wir genügend Zeit für unseren Abstieg. Wir ließen den ersten Eiligen den Vortritt und machten uns ganz entspannt auf den Rückweg.

Die netten Wirtsleute der Mitterfeldalm freuten sich mit uns über unseren Gipfelerfolg und so verbrachten wir einen schönen Tourenabschluss. Am nächsten Tag sollte auf der Alm der Schaafabtrieb enden. Leider konnten wir uns dieses Spektakel nicht mehr mit ansehen, da wir noch eine lange Heimfahrt vor uns hatten.

Fazit: Eine anstrengende, aber lohnende Tour

Einmal auf dem Hochkönig zu stehen, die überwältigende Aussicht zu genießen und als krönender Abschluss der unglaubliche Sonnenunter- und Sonnenaufgang waren alle Mühe wert.

Text: Erika Schüller
Bilder: Gaby Sturny, Gitte Leicht, Ute und Eckhard Matzel, Uschi Ripplinger, Volker Teipel