Als Schnuppertour für alpine Neulinge und als Vorbereitung auf die höheren Anforderungen des E5 in der alpinen Variante des DAV Mainz stand die Umrundung des hinteren Kleinwalsertals an. Grundüberlegung war, die Abschnitte zeitlich überschaubar zu halten ohne besondere alpine Ansprüche. Gleichzeitig sollten Abkürzungen und Zugaben möglich sein. Nirgendwo lassen sich derart gegenläufige Vorgaben besser realisieren als in der alpinen Vielfalt des Großraums Allgäu.
Beginn des Routineprogramms mit dem Aufstieg zur Widdersteinhütte. An der Bärgunthütte begann der eigentliche harmlose Aufstieg, der an der nicht bewirtschafteten Widdersteinalpe vorbeiführt. Der Weg führte uns am in Gehrichtung leicht zu übersehenden Hochalpsee vorbei mit schönen Ausblicken, vor allem in die Lechtaler Alpen. Die auf Tagesgäste konzipierte private Widdersteinhütte (2.009 m) ist klein und urig und bietet nur 25 Lagerplätze. 3 Stunden Gehzeit, 820 hm ↑ und 40 hm ↓.
Am nächsten Tag war die Fortsetzung zur Mindelheimer Hütte als Tagesprogramm eigentlich zu kurz, aber es bietet sich auf halbem Wege die sehr lohnende Besteigung des aussichtsreichen Geißhorns (2.366 m) an. Typisch für die nördlichen Kalkalpen mit ihren Stauchungsfalten sind zwei sehr unterschiedliche Bergseiten: die Schiebeseite als mehr oder weniger steile, oft grüne Rampe und dann der durch den Faltenüberwurf entstandene Steilabbruch der Gegenseite. Geschuldet den schlechten Wetterbedingungen ist aus der Besteigung auf der Bequemseite über knapp 300 Höhenmeter nichts geworden. Auf dem Weiterweg waren wenige Stellen etwas grob, durch gelegentliche Altschneereste sogar angenehmer als rutschiges Geröll. Ein Abstecher zur Kemptner Scharte knapp unterhalb des Hausbergs Kemptner Kopf (2.191 m) mit Tiefblick ins Wildental war Pflicht und rundete den Tag ab. 4,5 Stunden Gehzeit, 700 hm ↑ und 700 hm ↓.
Der dritte Tag bescherte uns Kaiserwetter mit klarem Fernblick. Den Weiterweg zur Fiderepasshütte (2.067 m) gibt es in zwei Varianten: die kürzere führt am nördlichen Zustieg des Mindelheimer Klettersteigs vorbei und eine längere Variante verläuft über Saubuckel, Rossgundscharte (2.005 m), Kühgundalpe, welche wir wählten. Auf der Höhe angelangt, öffnete sich der freie Blick nach Norden zur Kanzelwand, Fellhorn und über das Illertal mit Oberstdorf bis zum Grünten. Der Abstieg Richtung Kühgundalpe erfolgte in Serpentinen. Im Aufstieg zur Fiderepasshütte sind im letzten Viertel stets zwei jedes Jahr anders beschaffene, steile aber gespurte Schneefelder zu queren. Oben angekommen, genossen wir den Blick auf den Mindelheimer Klettersteig und das Panorama mit dem Ifen und dem Walmendinger Horn auf der einen Seite und in der Gegenrichtung bis zur Höfats, zum Nebelhorn, Daumen und zur Zugspitze. 4,5 Stunden Gehzeit, 550 hm ↑ und 500 hm ↓.
Das Kaiserwetter hielt auch am letzten Tag an. Abgestiegen sind wir auf der Gegenseite mit Blick über das Kleinwalsertal mit dem Hohen Ifen, Gottesacker und Walmendinger Horn. Auf halbem Wege passiert man die traumhaft schön gelegene Kuhgehrenalpe (1.673 m) mit toller Aussicht und sehr zu empfehlender kleiner Bewirtschaftung. Den weiteren Weg haben wir durch einen kurzen Abstecher auf die aussichtsreiche Kuhgehrenspitze verlängert. Wir waren früh dran, was wir für eine gemütliche Einkehr, den Aufstieg zum Gundkopf-/ Kanzelwandspitze und zum nahen Aussichtspunkt Rote Wand mit Panoramablick auf den Ifen, das Walmendinger Horn, die Gipfel des Heilbronner Weges bis hin zum Nebelhorn und ins Alpenvorland nutzten. Danach stellte sich die Frage, ob wir im Angesicht der Seilbahn und der zunehmenden Wärme uns den breiten, kiesigen und die Füße zum Glühen bringenden Güterweg hinunter nach Riezlern antun sollten. Sehr einvernehmlich haben wir uns für satte 17 Euro ein wenig schamhaft die bequeme Abfahrt gegönnt. 4,5 Stunden Gehzeit, 500 hm ↑ und 500 hm ↓.
Text: Hartmut Rencker