Skilanglauf im Massif du Tanet und am Hohneck in den Südvogesen ist schon ein Mainzer Sektions-Klassiker und Norbert Geyer, der diese Touren über Jahre hinweg organisiert hat und immer noch organisiert, gilt inzwischen als der Ski-Guru dieses Events. Wer schon öfter an dieser Veranstaltung teilgenommen hat, sozusagen zum harten Kern der Ski-Gruppe gehört, weiß von vielen Begebenheiten zu berichten, die im Laufe der Jahre zu einer Anekdotensammlung angewachsen sind. Da gibt es einen „Schneehund“, der den Läufern über die Bretter springt, um sie an der Ausübung ihres Sports zu behindern. Da gibt es eine „Blaubeerhütte“ im Wald und in dieser „Auberge“ wohnt neben ihrer hübschen Tochter ein betagtes aber mundgewandtes Mütterchen, das sich neuerdings nur noch selten zeigt. Die Jahre vergehen nun mal auch im Vogesener Tann.
Zu unserer diesjährigen Tour trafen fünf Teilnehmer am Nachmittag auf dem Parkplatz Col de la Schlucht in 1.139 m Höhe ein und schwangen sich auch gleich auf die Langlaufskier. Es ging auf der langsam ansteigenden, dann abfallenden Loipe bis zur Auberge du Gazon du Faing, der oben erwähnten „Blaubeerhütte“, wo es die berüchtigte tarte aux myrtilles gibt. Noch nicht bekannt? Dann bitte unbedingt ausprobieren. Die Hütte liegt auf 1.250 m Höhe und bis dorthin sind es 7,5 km einfache Laufstrecke. Am Abend trafen in der Auberge du Schantzwasen zwei Nachzüglerinnen ein, sodass nun die vollständige Gruppe beisammen war.
Wetteraussichten für den nächsten Tag? Nasser Neuschnee bei einer Temperatur um die Null Grad. Der Untergrund war aber an den Vortagen gut eingefroren und die Weisheit eines Teilnehmers klang überzeugend: „Alles ist besser als überhaupt kein Schnee“. Am Morgen des Folgetags dann Schneefall, keine Sicht, wir steckten mitten in einer Nebelwolke und konnten unser vorgesehenes Ziel, das Skigebiet am Le Hohneck, nicht anpeilen. Also fuhren wir mit dem Pkw auf verschneiter Straße wieder zum Parkplatz Col de la Schlucht, wo wir auf die schon bekannte Loipe wechselten, die dem Fahrweg D61 und D148 bis zum Ski- und Langlaufzentrum Lac Blanc folgt (12,5 km einfach). Die Loipen waren schlecht gepflegt. Erst um die Mittagszeit zog ein Spurfahrzeug an uns vorbei, brach aber am Gazon du Faing die Arbeit schon ab. Wir hatten trotzdem Spaß auf den abfallenden Passagen mit Skating-Einlagen. Aufs Schmankerl zum Lac Verte abseits der gespurten Piste mussten wir leider verzichten: keine Sicht im Nebel.
Am dritten Tag: morgens minus 7° C und dichter Nebel. Wir fuhren auf der D430, der Vogesenkammstraße, zur Parkfläche am Einstieg zum Loipenzentrum „les trois fours“. Eine Vielzahl von Loipen durchzieht dieses Gebiet. Wir lernten bald die Vogesener Farbenlehre der Loipen kennen: grün – blau – rot – schwarz, was für leicht, mittel, schwer und sehr schwer steht. Und natürlich die unglaublich vielen Schneeschuhgeher, die überall auf gut markierten Wanderwegen (orangefarbene Tafeln) durch den Wald stapften und auf einen Massensport in einem Ausmaß schließen lassen, wie wir ihn noch nicht gesehen hatten. Aber was wäre eine Langlauftour mit Norbert ohne die Spezialeinlagen durchs weglose Gelände? Wir schritten im Tiefschnee eine steile und schmale Waldpassage hoch, bis wir oben auf einer Anhöhe dichtem Nebel ausgeliefert waren. Die Sicht reichte kaum zehn Schritte weit und wir entschlossen uns, diese Extratour abzubrechen, aber nicht ohne vorher ein paar Tiefschneeabfahrten auszuprobieren.
Dies durfte natürlich nicht das Ende unserer Langlauftour sein. Wir fuhren im Nebel das ganze Netz der gut gespurten Loipen mehrmals ab von grün bis schwarz und kamen so schließlich auf ca. 20 km Laufstrecke. Schließlich gab es dann doch noch am Ende unserer Tour einen sonnigen Abschied: wir sahen von einer Anhöhe im Süden den verschneiten Hohneck (1.363 m) und eine lange Kette von Schneeschuhläufern, die über den Vogesenkamm zum Gipfel strebten.
Text: Wolfgang Gottschick