Nach unserer umweltfreundlichen Anreise in Fahrgemeinschaften zum Treffpunkt Hotel Steingletscher und einer kurzen Verschnaufpause ging es bei herrlichem Sonnenschein direkt los zu einer kleinen Wanderung. Wir, der Grundkurs Hochalpin I, sind in unserer Ausbildungswoche „Firn & Eis“ im August 2019 unterwegs.
Der Plan für den ersten Tag war eigentlich der Aufstieg zur Tierberglihütte, aber wegen des starken Regens und Gewitters sind wir im Hotel geblieben. Andrea und Frank haben kurzerhand beschlossen, mit dem theoretischen Teil zu beginnen. Hierzu gab es erst ein kleines Video über Gletscher und anschließend wurden Knotenübungen vollzogen. Den Knotenübungen folgten draußen im Regen Mannschaftszug und Gletscherspaltenbergung üben. Der Spruch des Tages war: „Nicht vergessen, das Modul in die Prusik einzubinden!“ Zum Abschluss wurde noch die Lose Rolle gelehrt.
Am nächsten Tag konnten wir den Aufstieg zur Tierberglihütte (2.795 m) starten und sind voll bepackt im Nieselregen über 2,5 Stunden hochgelaufen. Der Tag stand ganz im Zeichen praktischer Übungen, die wir, ausgerüstet mit Steigeisen und Tourenpickel, auf dem Schnee absolviert haben: auf steilem Gelände alle Fallmöglichkeiten üben (auf den Rücken, auf den Bauch, rückwärts und weitere Falltechniken). Später trainierten die Teilnehmer noch das Bremsen mit dem Eispickel und das Gehen mit Steigeisen auf steilem Gelände.
Auf dem Lehrplan standen auch die Anseilmethode am Gletscher und das Laufen in Seilschaft (jeweils fünf Personen in einer Seilschaft binden sich mit der Ziehharmonikatechnik ein). Nachdem sich alle ordentlich eingebunden hatten, liefen wir mit drei Seilschaften auf den Vorder Tierberg (3.091 m) hoch. Auf der Hütte übten wir am Balkongeländer die Selbstrettung aus der Spalte und haben hierzu diverse Techniken ausprobiert: Prusiken mit zwei Rebschnüren, Schleifknoten und wie man mit der Gardaschlinge (Münchhausentechnik) am Rand des Gletschers herauskommt.
Gestärkt und ausgeruht waren wir am darauf folgenden Tag bereit für den Aufbruch zu einer kleinen Gletscherwanderung am Seil, von der wir leider bei einsetzendem Regen unerwartet schnell wieder in die Hütte zurückkehren mussten.
Um 4:00 Uhr hieß es dann nach der Nacht und dem Frühstück, bestückt mit Stirnlampen, im Dunklen starten in Richtung Sustenhorn (3.502 m). Unser Weg führte an vielen Gletscherspalten vorbei. Da die Steigung des letzten Stückes mehr als 35 Grad betrug, haben wir ein Fixseil gelegt und uns mit dem Prusik-Degengriff hochgehangelt. Jeder von uns musste geduldig warten, bis er an der Reihe war, am Fixseil hochzulaufen und während des Wartens war es so kalt, dass wir immer in Bewegung bleiben mussten. Aber das Warten hat sich gelohnt: der Gipfel hat uns mit einem wunderschönen Gruppenfoto belohnt. Wir waren sieben Stunden unterwegs und ein Hubschrauber hatte derweil eine Proviantlieferung zur Hütte hochgeflogen. Drei starke Teilnehmer aus unserer Gruppe konnten sich jeweils ein extra Getränk „erarbeiten“, weil sie beim Tragen der schweren Sachen in die Hütte mitgeholfen hatten.
Nach der Mittagspause galt es jetzt die Rucksäcke zu packen, da wir am nächsten Tag abstiegen und uns wieder auf die Heimreise machten.
Die gesamte Gruppe bedankt sich aufrichtig bei Andrea und Frank für diese sehr effektive und erfolgreich absolvierte Woche!
Text: Halil Yildizhan
Fotos: Halil Yildizhan und Ralph Demuth