Schneeschuhtour im Bregenzer Wald (23. – 26. Januar 2020)

Das letzte Wochenende im Januar 2020 nutzte eine Gruppe Mitglieder der Sektion Mainz, um unter der Führung von Erika Schüller die wichtigsten Kenntnisse und Fähigkeiten zum Schneeschuhgehen kennen zu lernen. Ein Teil der Gruppe hatte bereits Anfang Dezember am Theorieabend im DAV-Vereinshaus teilgenommen. Dort hatte Erika umfangreiche Informationen zum Schneeschuhlaufen und zur Lawinenkunde vermittelt.

Es ging am Donnerstag schon früh kurz nach fünf Uhr los, in zwei Autos fuhren Gabi, Uschi und Volker sowie Brigitte, Georg und Erika nach Schoppernau im Bregenzer Wald. Treffpunkt war die Talstation der Materialseilbahn des Neuhornbachhauses, die auch alle pünktlich um die Mittagszeit erreichten. Nachdem das Gepäck auf der Ladefläche der Seilbahn verstaut war, ging der Aufstieg über den Weg zum Neuhornbachhaus los. Da auf der Höhe der Talstation kein Schnee mehr lag, bestritten wir den Aufstieg ohne Schneeschuhe. Bei leichten Minusgraden und strahlendem Sonnenschein durchschritten wir lockeres Waldgebiet, die Vorfreude auf ein schönes Wochenende in einer atemberaubenden Naturlandschaft steigerte sich mit jedem gewonnenen Höhenmeter.

Nach gut 2 ½ Stunden erreichten wir das Neuhornbachhaus auf 1.700 Höhenmetern oberhalb der Baumgrenze. Kurz vorher hatten wir noch die Neuhornbachalpe passiert.
Die Begrüßung mit dem Hüttenwirt Gebhardt Rüf fiel herzlich aus, danach ging es für uns dann auch schon gleich los. Nach der Ablage unseres Gepäcks startete Erika mit einer praktischen Lawinenrettungsschulung: Dazu machte sich zunächst jeder mit den Komponenten seines LVS-Sets vertraut (LVS-Gerät, Lawinenschaufel, Sonde, SnowCard). Der Lawinenlagebericht meldete die Warnstufe 2 (mäßige Lawinengefahr). Erika erklärte die Funktionsweise des LVS-Gerätes sowie die Abläufe einer Rettungsmaßnahme, um Verschüttete mit Hilfe des Gerätes auffinden und bergen zu können. Anschließend konnte dann jeder mit seinem LVS-Gerät üben, um den im Schnee vergrabenen Sender aufzuspüren und mit der Sonde zu lokalisieren. Das „Ausbuddeln“ war dann nur noch Formsache.
Nachdem dieser wichtige Teil unserer Exkursion erledigt war, konnten wir unsere Zimmer beziehen. Da wir an diesem Abend die einzigen Gäste waren, genossen wir die volle Aufmerksamkeit des Hüttenwirtes und seiner beiden polnischen Köchinnen Anna und Yvonne. Das Abendessen war reichlich und sehr gut, weil es die kulinarischen Spezialitäten Polens mit der klassischen alpenländischen Küche hervorragend kombinierte.

Am nächsten Tag schnallten wir dann die Schneeschuhe an und brachen zeitig auf. Unsere erste Etappe war das Steinmandl (1.982 m). Vom Gipfel aus hatten wir einen schönen Blick ins Kleinwalsertal hinein. Auch die Schwarzwasserhütte war in der Ferne gut zu erkennen, obwohl sie um diese Tageszeit noch im Schatten der Berge lag. Wir zogen nach kurzer Rast weiter Richtung Diedamskopf. Um den Diedamskopf herum erstreckt sich das Skigebiet Au-Schoppernau. Hier legten wir auf der Mittelstation eine Kaffeepause ein, querten eine Skipiste und machten uns dann auf den Rückweg zur Hütte.
Da es noch hell war, nutzen Brigitte und Georg die Gunst der Stunde und tobten sich auf dem Hang oberhalb der Hütte mit Schlittenfahren aus.

Das Abendessen war wieder vorzüglich, das Ambiente deutlich lebhafter als am Vorabend: Es waren mehrere Gruppen Wintersportler aus Baden eingetroffen, die ihrer badischen Lebensfreude vollen Lauf ließen, dummerweise weit in die Hüttenruhe hinein, die ja bekanntlich um 22:00 Uhr beginnt …

Einige von uns klagten jedenfalls am nächsten Tag über Schlafdefizite. Das tat jedoch unserer Unternehmungslust keinen Abbruch, sodass wir wieder früh unsere Schneeschuhe anschnallten und losliefen. Diesmal drangen wir bis zur Schwarzwasserhütte im Kleinwalsertal vor, welche vom Deutschen Alpenverein Sektion Schwaben betrieben wird. Hier hielten wir unsere Mittagspause ab.
Anschließend machten wir uns auf in Richtung Falserkopf bzw. Diedamskopf. An diesem Samstag war deutlich mehr los, sowohl auf den Wegen der Schneeschuhgeher und Ski-Tourenläufer, als auch auf den Abfahrtspisten. Schon von weitem war die Musik der Pistenstationen zu hören, die wohl das Wohlbefinden der Skiabfahrer steigern sollte. Für die Natur mit der Tierwelt war diese Dauerbeschallung natürlich weniger schön.
Nachdem wir mehrere Abfahrtspisten qequert hatten, zogen wir uns in ruhigere Gefilde zurück und traten den Heimweg zu unserer Hütte an. Das Wetter an diesem Tag war nicht mehr ganz so schön wie an den ersten beiden Tagen, aber es fiel kein Schnee und die Sicht war ausgezeichnet.
Am Abend gab es diesmal keine besonderen Vorkommnisse - unsere Mitgäste verhielten sich ziemlich diszipliniert, sodass die Nacht ruhig verlief und Schlafdefizite möglicherweise aufgeholt werden konnten.

Dann war auch schon der letzte Tag angebrochen. Nach dem wieder sehr reichhaltigen Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen, zogen unsere Schneeschuhe an und liefen den gleichen Weg zurück, auf dem wir aufgestiegen waren.
Die Materialseilbahn hatte schon vor uns das Gepäck zuverlässig zu Tal gebracht, sodass wir in Ruhe alles in den Autos verstauen konnten.

Das Resümee aller Beteiligten war eindeutig: Es waren schöne erlebnisreiche Tage in einer traumhaften Natur, wo alles gepasst hat - hervorragende Vorbereitung durch Erika, eine Unterkunft, die kaum Wünsche offen ließ (mit Ausnahme der 2. Nacht) und nicht zuletzt das schöne, sonnige Wetter, das als Glücksfall noch oben drauf kam.

Bericht: Georg Beer
Fotos: Volker Teipel