Vorwort der Redaktion

Die nachfolgende Chronik wurde von unserem Mitglied Peter Skoda † im Jahre 2008 anlässlich des 125 Jubiläums der DAV Sektion Mainz geschrieben.

Ursprünglich wurde die Chronik als PDF-Dokument auf der ehemaligen Homepage des DAV Mainz veröffentlicht.

Im Rahmen der Veröffentlichung der neuen Sektionswebseite wurde die Chronik möglichst unverändert in ein Webseiten-Format überführt.

Alle Daten, Zahlen und Fakten sowie die zeitlichen Referenten basieren auf dem Stand im Jahre 2008.

Die Originale PDF Datei der Chronik kann hier heruntergeladen werden:

125 Jahre Sektion Mainz - (k)eine Chronik?!

Nein, liebe Leserin, lieber Leser, eine Vereinschronik im üblichen Sinne soll es nicht werden. Das Wirken des traditionsreichen, jederzeit aktiven und jung gebliebenen Alpenvereins in unserer Heimatstadt Mainz, "um Määnz erum" und im alpinen Raum über die Zeitspanne von 125 Jahren darzustellen, würde leicht ein Buch füllen. Im Rahmen des 125-jährigen Vereinsjubiläums soll die Vereinsgeschichte aber wenigstens schlaglichtartig, wo nötig, etwas ausführlicher, beleuchtet werden - damit sich neue Mitglieder und Außenstehende ein Bild vom "Mainzer Alpenverein" machen und die Älteren vielleicht sagen können: "Ja, richtig, so war's."

Vignette aus der Einladung zur 17. Generalversammlung des DAV in Mainz, 1890 | © DAV Sektion Mainz
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Die erste Gründung

Es ist die Gründerzeit, die Epoche nach dem Krieg von 1870/71, in der in Deutschland und in Österreich wirtschaftlicher Aufschwung herrscht und gerade zahlreiche Firmen und Aktiengesellschaften gegründet worden sind.

Am 7. Dezember 1882 - es ist ein Donnerstag 8:30 Uhr - sitzen 67 Herren in Mainz im Café mit dem beziehungsreichen Namen "Bavaria" zusammen und konstituieren sich zur "Section Mainz des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins". Es sind alles bekannte Mainzer Persönlichkeiten, Kaufleute, Fabrikbesitzer, Rechtsanwälte, Beamte, ein Opernsänger und Dr. A. Dumont, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, die der Einladung des Fabrikdirektors Ferdinand Vohsen gefolgt sind, weil sie sich dem wie überall in Deutschland aufbrechenden "alpinen Gedanken" verbunden fühlen. Und dieser findet sich in den ersten Satzungen wieder:

Zweck der Sektion ist, "im Anschluss an den Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein die Kenntnis der Alpen Deutschlands und Oesterreichs zu verbreiten und zu erweitern, sowie deren Bereisung zu erleichtern." Die Sektion ist die 89. seit Gründung des Gesamtvereins, womit sie zu den sog. Gründungssektionen zählt. Die erste öffentliche Versammlung findet dann am 19. März 1883 statt. Dieses Datum wird bei späteren Jubiläen - 1908, 1933 und 1983 - als Gründungsdatum angenommen und wir wollen es dabei belassen.

Am 29.3.1901 wird die Sektion unter der Nr. 14 in das Vereinsregister beim Großherzogl. Amtsgericht Mainz eingetragen. Die Eintragung weist 12 Vorstandsmitglieder ohne Zuweisung eines bestimmten Amtes aus. Aus verschiedenen Schriftstücken ist aber ersichtlich, dass Ferdinand Vohsen von Anfang an Vorsitzender der "Section" ist, bis er 1904 ausscheidet.

Unterschriften der Gründungsväter | © DAV Sektion Mainz
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Die ersten Lebensjahre der jungen Sektion

Die ersten Jahre verlaufen im Vereinsleben ruhig, man macht gemeinsame Spaziergänge, veranstaltet Vorträge und pflegt gesellige Zusammenkünfte. Immerhin gibt es schon 1888 einen Generalversammlungsbeschluss, einen Hütten- und Wegebaufond mit einer Einlage von 200 Mark zu bilden. Schon nach den ersten Satzungen soll nämlich die Sektion den Vereinszweck zu allererst in der "Herstellung von Wegen und Schutzhütten" zu erreichen suchen. Dieses Ziel verfolgt die Sektion in den folgenden Jahrzehnten konsequent bis heute und bringt noch manches finanzielles Opfer auf. Ziel und Richtung der Vereinstätigkeit sind vorgegeben. 
Ein großes Ereignis für die Sektion und ihre Mitglieder sowie für die ganze Stadt Mainz tritt dann zwei Jahre später ein: Die Siebzehnte Generalversammlung des D.u.Oe.AV wird - erstmals fern von den Bergen - auf Vorschlag der Sektion und der "Bürgermeisterei" vom 1. bis 3. August 1890 in Mainz abgehalten! Neben der Generalversammlung selbst im Akademiesaal des Kurfürstlichen Schlosses gibt es ein überschwängliches Programm in der Stadthalle, Konzert, Liedervorträge, Festmahl und Abendfest wechseln sich ab. Der Höhepunkt aber ist eine Rheinfahrt nach Rüdesheim und zum "Nationaldenkmal auf dem Niederwald". Zum Abschluss der Rheinfahrt "blinkt Mainz im Glanze der bengalischen Flammen". "Der alte Ruf von Mainz als Feststadt hat sich aufs beste bewährt", verzeichnet Oberlehrer Sohn in der ersten Jubiläumsschrift von 1908. 
Getreu der weiteren Vorgabe in den ersten Satzungen, gemeinsame "Wanderungen und Uebungsturen" zu veranstalten, werden aus den ersten, noch ohne allgemeine Einladung ausgeführten Spaziergängen und Ausflügen allmählich größere Wanderungen, die seit 1891 in ein Protokollbuch eingetragen werden.

Erste Wanderung mit Damen | © DAV Sektion Mainz
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Damen sind anfangs nicht zugelassen. Aber am 11. Juni 1899 schreibt die "Commission" die erste Damentour aus (siehe nachstehenden Reim), der in größeren Abständen weitere folgen.
Im Protokollbuch findet sich über diese erste Wanderung mit Damen die Eintragung: Marschzeit 3 Stunden, Teilnehmer 144. Etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr wird schon in den ersten Jahren gewandert, manchmal 6 bis 7 Stunden und darüber. Meist nehmen 30 bis 50 Herren teil, einmal sogar über 70 aus der Sektion. Bei Damentouren steigt die Teilnehmerzahl auf das Doppelte und mehr. 1895 finden auch schon die ersten Mehrtagestouren an die Mosel und in den Schwarzwald statt, 1896 folgen die Vogesen. Die Sektion gibt schon früh ein "Ausflugsprogramm" für ein Kalenderjahr heraus, ab 1905 als "Wanderplan". In einem heißt es: "Bei 
der herrlichen Lage unserer Vaterstadt kann unser Wanderplan eine Abwechslung bieten, um die uns die meisten deutschen Städte beneiden dürften und er enthält Ausflüge in den Taunus, Hunsrück, Odenwald, Mosel, Rheingaugebirg etc." Außerdem erhalten Interessenten zu den einzelnen Touren gedruckte Einladungen. Die Feststellung ist erlaubt, dass die rege Wandertätigkeit von Anfang an den Kern des Vereinslebens bildet. 
Daneben veranstalten die jüngeren Mitglieder Kletterübungen in den heimatlichen Bergen: Grauer Stein, Zacken bei Königstein, an den Felsen des Morgenbachtales (Mainzer Turm), am Rothenfels bei Bad Kreuznach und an den Loreleifelsen. Neun Übungstouren sind etwa in den Monaten März bis August 1909 verzeichnet. Diese Übungen bilden eine "treffliche Schule für die Hochgebirgstouren". Die erste dokumentierte alpine Unternehmung führt die Sektion Mainz vom 2. bis 5. September 1906 zur Mainzer Hütte.
 

Die von der Sektion Mainz erstmals wieder aufgebaute Hütte mit Anbau (um 1900)  | © DAV Sektion Mainz
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Die Schwarzenberghütte / Mainzer Hütte und der Mainzer Weg

Nachdem die Nacharbeit zum großen Fest 1890 beendet ist, beschließen die Mitglieder der Sektion auf der Hauptversammlung am 18.Januar 1893, mit einem ersten Betrag von 1000 Mark einen "Mainzer Weg" in den Alpen zu bauen und suchen über einen Aufruf eine Sektion, die einen noch namenlosen Weg hergeben möchte. Die Sektion Allgäu-Kempten bietet den Ausbau eines Weges vom Hohen Licht zum Trettachferner an - der heutige "Heilbronner Weg". Die Sektion Mainz zeigt Interesse, doch dann stellt sie sich einer bedeutenderen Aufgabe: Sie übernimmt 1895 die Schwarzenberghütte oder besser gesagt den Platz, auf dem sie gestanden hat und baut sie neu wieder auf. 

In der Pionierzeit des Hütten- und Wegebaus in den Alpen errichtet 1882 die Sektion Austria in Wien in der Glocknergruppe eine Hütte, um den vielen Touristen, die von Bad Fusch aus - hier gibt es allein 33 Bergführer - in das Gebiet Wiesbachhorn - Großglockner wollen, einen guten Ausgangspunkt zu verschaffen. Sie wird nach dem 1. touristischen Erstbesteiger des Großen Wiesbachhorns von 1841, dem Kardinal Friedrich Prinz zu Schwarzenberg, Erzbischof von Salzburg benannt, einem "Pionier des Alpinismus im Priesterrock". Die Schwarzenberghütte

(2.267 m) liegt aussichtsreich, gleichsam wie auf einem Adlerhorst, aber der Schnee haftet auf den sie umgebenden steilen Felsflanken schwer und ihr Schicksal werden die Lawinen. Im Jahr der Erbauung erstmals schwer beschädigt, wird sie im Winter 1887/88 fast bis auf die Grundmauern zerstört.

Die Sektion Mainz - sie zählt 271 Mitglieder - erfährt 1894 aus Ferleiten, dem Talort des Hüttenzustiegs, von dem Wunsch, die Hütte wieder aufzubauen und den Weg dorthin als "Mainzer Weg" anzulegen. Der Vorsitzende, Ferdinand Vohsen, besichtigt im selben Jahr die Trümmerstätte und ist von der Schönheit des Platzes und dessen touristisch außerordentlich günstiger Lage begeistert. Im Jahr darauf erhält die Sektion Mainz - den Hüttenplatz in ihr Eigentum und am 31. August findet die Grundsteinlegung der neuen Schwarzenberghütte statt. Architekten des Neubaues sind die Herren Stadtbaumeister Dr. Kreyßig und Gill aus Mainz. Die Opferwilligkeit der inzwischen knapp 400 Mitglieder zählenden Sektion ist hoch, sodass der Hüttenbau ohne jegliche Beihilfe des Zentralausschusses hingestellt werden kann. Dieser genehmigt aber im April 1896 einen Zuschuss von 2000 Mark für die Erbauung des 9 km langen Weges von Ferleiten zur Hütte, der (heute noch) "Mainzer Weg" genannt wird. Im August 1897 werden Hütte und Weg feierlich eingeweiht.

Die Hütte wird gut angenommen, 1899 werden 785 Besucher gezählt, davon 50 Wiesbachhornbesteiger. Da sie sich bald als zu klein erweist, erhält sie im Jahre 1900 einen kleinen Anbau an ihr Untergeschoss. Die ausschließlich von Mitgliedern aufgebrachten Kosten belaufen sich bis dahin insgesamt auf 25.864 Mark. Die Sektion baut mit Zuschüssen von weiteren 3.000 Mark den Weg über den Hohen Gang sowie zum Wiesbachhorn über den Bratschenkopf aus.

Alte Mainzer Hütte (Notbau) und Neue Mainzer Hütte (unten) lt. genehmigtem Plan 1907 | © DAV Sektion Mainz
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Im Jahre 1904 ist alles dahin. Die Schwarzenberghütte, oder wie sie jetzt zunehmend genannt wird, die "Mainzer Hütte" ist ein Opfer der Lawinen geworden, das Obergeschoss ist ein Trümmerhaufen. Noch im August des gleichen Jahres wird in einem auf das Erdgeschoss beschränkten Notbau der Wirtschaftsbetrieb wieder aufgenommen. Es gibt jetzt in der Sektion - sie zählt mittlerweile 532 Mitglieder - wohl Überlegungen, sich andernorts ein alpines Betätigungsfeld zu suchen. Doch sie entscheidet sich, "in dem ihr liebgewordenen Arbeitsgebiet standhaft auszuharren". Ja mehr noch, es wird ein Neubau wenige Meter unterhalb der Hütte geplant. Im November 1906 wirbt der Vorstand um Spenden. Der Wege- und Hüttenbauausschuss des D.u.Oe.A.V. steuert bei einem Kostenanschlag von 24.000 Kronen (20.400 Mark) in zwei Raten 8.400 Mark bei und die Generalversammlung der Sektion bewilligt den Neubau, der 1908 fertig gestellt wird und 22 Betten sowie 10 Matratzenlager enthält. Der Neubau und später beide Gebäude heißen nun "Mainzer Hütte", manchmal wird auch differenziert zwischen "alter und neuer Mainzer Hütte". 

1910 baut die Sektion mit abermaligen Zuschüssen des Gesamtvereins den Weg auf die Hohe Dock aus und sichert ihn mit Drahtseilen. Die Besucherzahlen entwickeln sich zunächst gut: 1911 werden 1080 "Touristen" gezählt, davon haben 742 übernachtet und 76 gingen auf das Wiesbachhorn. Jahr für Jahr gibt es fortan jedoch kleinere und größere Lawinenschäden. Die Hütte wird zum Sorgenkind der Sektion und 1924 ist die Rede davon, dass sie verkauft worden sei: Und zwar an die Sektion Donauland, die als "nicht judenrein" aus dem Alpenverein ausgeschlossen werden soll (sog. Donauland- Affäre, an der die Sektion Mainz nicht beteiligt ist). Da der Hauptausschuss zum Verkauf die erforderliche Zustimmung nicht gegeben hat, bleibt sie im Eigentum der Sektion Mainz.

Mit dem Bau der Glocknerhochalpenstraße 1930/35 sinken die Besucherzahlen auf der Hütte, die Bergsteiger finden neue, leichtere Zugangsmöglichkeiten zur Besteigung von Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner. Dem "Zweigführer" Dr. J. Klippel des "Deutschen Alpenverein Zweig Mainz", bleibt es vorbehalten, den endgültigen Verkauf der Mainzer Hütte zu betreiben, nachdem der Vorstand in seiner Sitzung vom 7. Dezember 1942 beschlossen hat, sie "abzustoßen". Den Grund hierfür nennt er in seinem Schreiben vom 27.10.1942 an den "Deutschen Alpenverein zu Innsbruck": "...Genauso wenig finde ich meinen Vorstand geneigt, von Jahr zu Jahr immer weiter erhebliche Geldmittel in die Mainzer Hütte zu stecken. Wie ich schon bei früheren Gelegenheiten wiederholt betonte, ist der Zweig in der großen Mehrzahl seiner Mitglieder die Hütte, die nur von wenigen Mitgliedern besucht wird, müde." Nach erneuter Zerstörung und nachdem der Hauptverein sie nicht in eigene Regie übernehmen will, wird sie dann im Jahre 1944 an den Österreichischen Gebirgsverein - ÖGV- in Wien (heute Sektion ÖGV des OeAV) zum Preis von 30.000 Reichsmark verkauft; jedoch unterbleibt zunächst die Eintragung des Eigentumsübergangs im Grundbuch.

Der ÖGV hat dann 1945/47 durch einen Zeller Baumeister die Hütte reparieren lassen und nach einem Lawinenschaden 1949 im folgenden Jahr wieder instand gesetzt, bis 1951/52 neuerliche Lawinen so schwere Schäden anrichteten, dass sie nur noch als Notunterkunft dienen kann. Danach verfällt die Hütte immer mehr. Die neue Besitzerin möchte sie nach 1958 wieder zurückgeben. Der Referent für Hütten und Wege des DAV rät u.a. im Hinblick auf die wiederholten

Zerstörungen ab. In den Jahren 1979 bis 1982 bemühen sich die Sektion ÖGV (Dr. Günther Weyrich) und die Sektion Mainz (Vorsitzender Hermann Kohl) um eine Lösung zur Wiederherrichtung der alten Schwarzenberghütte unter Beteiligung der Sektion Mainz. Hermann Kohl, Walter Schweikhard und Walter Hellberg besichtigen die Hütte im September 1979, Bausachverständige der Sektion (darunter Adi Kern) gemeinsam mit Walter Hellberg im August 1980 nochmals. Der ÖGV möchte letztlich einen Zuschuss allein gegen die Zusicherung der Beibehaltung des Namens "Mainzer Hütte" annehmen, die Sektion Mainz ist aufgrund eines Beschlusses der Jahreshauptversammlung 1982 und in Übereinstimmung mit der Auffassung des Hauptvereins dagegen nur bereit, sich gegen entsprechende dingliche Sicherung im Grundbuch in größerem Rahmen finanziell zu engagieren. Kurz darauf tut der ÖGV kund, dass seine Kraft für die "kleine Lösung", d.h. eine Selbstversorgerhütte im alten Hüttenteil, der wegen des vorhandenen Lawinensporns am wenigsten gefährdet sei, ausreicht. Die Sektion Mainz unterzeichnet 1982 die "Aufsandungsurkunde", womit dem ÖGV jetzt auch im juristischen Sinne das Eigentumsrecht an der Mainzer Hütte übertragen werden kann. Der Vorstand beschließt, nicht auf der Beibehaltung des Namens "Mainzer Hütte" zu bestehen.

Mit über 8000 freiwilligen Arbeitsstunden stellt die Sektion ÖGV die Schwarzenberghütte aus eigener Kraft wieder her - sie wird am 7. September 1986 feierlich eingeweiht. Seit dem Jahr 2003 gibt es neue Probleme mit der Strom- und der Wasserversorgung sowie der Abwasserentsorgung, die gelegentlich zu Einschränkungen bei der Bewirtschaftung führen.

© DAV Sektion Mainz
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Die Bergsteiger der Sektion Mainz haben "ihre Mainzer Hütte" und den "Mainzer Weg" mit seinem Rastplätzchen, der Eichhorn-Ruh (benannt nach Sanitätsrat Dr. Peter Eichhorn, Vorstandsmitglied/Beisitzer von 1901 bis 1920) nicht vergessen. Eine ganze Reihe von Hochtouren, Ausbildungsvorhaben sogar ein Arbeitseinsatz, sind seit den 1980er und 1990er Jahren mit Standort ehem. Mainzer Hütte in den Sektionsmitteilungen dokumentiert:

 

Die heutige Schwarzenberghütte im Jahre 1991 - es handelt sich um den ehem. Notbau - die neue Mainzer Hütte besteht nicht mehr  | © DAV Sektion Mainz
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Wolfgang Allebrand berichtet über eine Oster- Skitour 1982, Tourenbericht von Walter Hellberg "Großes Wiesbachhorn 3570 m", Arbeitseinsatz im Bereich der ehemaligen Mainzer Hütte 1989, Ausschreibung Ernst Suttner/Walter Hellberg "Tourenwoche auf der Schwarzenberghütte vom 27.07. bis 04.08.1991, Tourenbericht hierzu, Ausschreibung" Eiskurswoche in der Großglockner-Gruppe 1991 (vier Termine) mit Unterkunft Schwarzenberghütte, Ausschreibung von Ernst Suttner/Walter Hellberg "Tourenwoche auf der Schwarzenberghütte und Oberwalderhütte vom 25.07. bis 02.08.1992", 

Tourenbericht hierzu, Ausschreibung von Ernst Suttner/Jochen Teske "Tourenwoche auf der Schwarzenberghütte und Oberwalderhütte vom 31.07. bis 07.08.1993". Daneben werden in den Sektionsmitteilungen verschiedentlich Aufsätze über die Mainzer Hütte verfasst: "Die Mainzer Hütte", Dr. Karl-Geert Kuchenbecker: "Auf den Spuren der alten Mainzer Hütte im Tauerngebiet", Walter Hellberg: "Schwarzenberghütte/Alte Mainzer Hütte".

Und ein besonderes Schmankerl erwartet denjenigen, der in den vom Verlag H. Schmidt herausgegebene Ansichtskarten-Band "Die alte Stadt Moguntia kommt immer mehr zur Ehr" (1. Auflage 1986) hineinschaut: Auf alten, colorierten Postkarten ist dort die Mainzer Hütte zu sehen und ihre Mainzer Vergangenheit ausführlich beschrieben.

© DAV Sektion Mainz
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Das Sektionsleben von 1910 bis Ende der 1920er Jahre

Neben der Veranstaltung von Ausflügen (Wanderungen) und Übungstouren (Klettern) sowie der Herstellung von Wegen und Schutzhütten hatte sich die Sektion auch die Veranstaltung von Vorträgen und geselligen Zusammenkünften und die Anlegung von Bibliothek und Sammlungen in die ersten Satzungen geschrieben.

Es entwickelt sich ein ausgezeichnetes Vortragswesen. Einige Zeit nach dem ersten Vortrag des Ötztal-Kenners Prof. Petersen am Tag der ersten öffentlichen Versammlung 1883 werden regelmäßige Vorträge im Winterhalbjahr eingerichtet, sechs im Jahr. Die "interessanten und unterhaltenden" Vortragsabende stehen unter Themen wie "Aus der Urwelt" (1899), "Die Bernina-Bahn und die Besteigung des Piz Bernina" (1910), "Klettertouren in den Sextener Dolomiten" (1913) oder "Pflege des Körpers vor und nach der Hochgebirgstour" (1920), wobei sie ab 1909 immer häufiger unter Vorführung von Lichtbildern ablaufen. Daneben gibt es reine Diskussionsabende mit kleinen Vorträgen. Im Ersten Weltkrieg wirkt sich das Kriegsgeschehen stark auf die Thematik aus. So kommt es zu Vorträgen wie "Vom Krieg im Südtiroler Hochgebirg". Ein weibliches Mitglied des "k.u.k. Kriegspressequartiers" hält 1917 den Vortrag "Drei Monate als Kriegsberichterstatterin an der Isonzo-Front - mit 210 eigenen farbigen Lichtbildern". Vortragende sind sonst ausschließlich Herren aus Mainz, München, Leipzig oder Wien, aber auch manche Vorstandsmitglieder der Sektion wie der Maler Francis Mitterbauer oder J. Cordonnier. Die Vorträge finden im Frankfurter Hof oder im Café Fürstenhof statt.

Vereinsabende: Die Sektion lädt (erstmals 1884) wöchentlich einmal zunächst in das Café Boulevard, später in ein besonderes "Vereinszimmer" der Stadthalle, und ab 1922 in das "Vereinslokal Ballplatz" zu Vereinsabenden ein, geselligen Zusammenkünften, die sich guten Besuchs erfreuen und bei denen zwanglose Unterhaltung stattfindet. Zur Eröffnung der Wintersaison veranstaltet die Sektion jeweils im Oktober "kleinere

Abendessen", bei denen Arbeitsberichte abgestattet werden.
Etwas Besonderes sind die bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs stets im Monat März stattfindenden Herren- Abendessen mit Abendunterhaltung im geschmückten Terrassensaal der Stadthalle oder im Casino "Hof zum Gutenberg". Zu diesen Abendessen, die die Ausmaße eines Festes annehmen, nehmen über 200 Mitglieder teil, gewiss auch Repräsentanten aus dem öffentlichen Leben und der Wirtschaft. Eine "Vergnügungskommission" sorgt für eine "stattliche Zahl von Vorträgen humoristischer und musikalischer Art" und es gibt Theaterstücke mit Darstellern aus der Sektion oder vom Stadttheater, wie etwa 1909 das Stück "Alpines Intimes Theater".

Bücherei: Es werden jedes Jahr wertvolle Anschaffungen alpiner Literatur, Karten, alpiner Zeitschriften gemacht, die mehr als 4 Schränke fassen. Sie ist in die Hände von Prof. Anton Pleyer gegeben, der sie inventarisiert und katalogisiert. Es gibt ein Postkarten-Album und ein Album für photographische Aufnahmen der Wanderungen, um die sich ein Ingenieur kümmert. Die Sektion ist stolz auf ihre wertvolle Bücherei, wohl nur wenige Sektionen gleicher Größe können da mithalten. 1909 beträgt der Versicherungswert 3.500 Mark. Die Bücherausgabe findet immer am Vereinsabend statt.

Stempel der Kletterriege | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Kletterriege: Während des Ersten Weltkriegs, am 29. Dezember 1916 schließen sich auf Initiative des Sanitätsrats Dr. Collischonn bei einer Zusammenkunft im Hohenzollern Café einige Sektionsmitglieder zur "Kletterriege der Section Mainz des D.u.Oe.A.V." zusammen. Sie halten einen solchen "engeren Zusammenschluss im Interesse des alpinen Vereinslebens für notwendig." Sie geben sich eine Satzung, in der sie sich als selbständige Gruppe innerhalb der Sektion bezeichnen und erheben auch einen Beitrag. Das selbständige Bergsteigen soll durch Übungsfahrten, Ausbildung eines bergsteigerischen Nachwuchses, Fahrtenberichte und Vorträge gefördert werden. Die (bis 1933) von Dr. Collischonn geleitete "Kletterriege", der nie mehr als 25 Mitglieder (vereinzelt auch anderer Sektionen) angehören, ist in der Folgezeit ungemein aktiv. Es werden zahlreiche Kletterfahrten vor allem in das Morgenbachtal unternommen, im Jahr 1923 jedoch nur eine: "Als Folge des passiven Widerstands ... und diese nur per Rad." Der Kletterriege gehört u.a. Jean Sturm als Kassenwart an, der "seiner Sektion" noch bis 1966 in verschiedenster Weise, u.a. als Kletterwart, Schriftwart und als Vortragswart dienen wird. Als die "neue Zeit" herankommt, muss sich die Kletterriege 1935 als Unterabteilung in die Sektion eingliedern, sie wäre sonst aufgelöst worden. Von da an verlieren sich ihre Spuren. 


Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, der auch unter den Mitgliedern der Sektion Mainz sehr hohe Opfer fordert (Mitgliederstand 1913: 626, 1919: 471), kündigen sich 1920 Veränderungen an. Die eine betrifft die Jugend. Der Gesamtverein hat die Bedeutung der Jugendbewegung für den Alpenverein erkannt und empfiehlt den Sektionen die Errichtung besonderer Jugendgruppen. So kommt es, dass die Sektion Mainz die "Pflege und Förderung der Jugendwanderung" fortan als ihre Aufgabe erachtet und eine Jugendgruppe - bestehend aus 18 Schülern höherer Lehranstalten - anschließt. Die andere Veränderung betrifft den Wintersport, der mehr und mehr das Hochgebirge in Beschlag nimmt. Die Sektion beginnt mit einem Skiklub zu kooperieren, im Jahre 1929 tritt die von Gymnasiallehrer Prof. Dr. Seitz, einem Pionier des Mainzer Skilaufs, 1924 gegründete "Ski-Vereinigung" geschlossen dem Alpenverein bei. Die 101 Mitglieder der Ski-Vereinigung sind oder werden gleichzeitig Mitglieder der Sektion, die Vereinigung behält aber eine gewisse Selbständigkeit als Gruppe mit eigener Hauptversammlung im Hotel Mainzer Hof. Sie bietet neben dem Skilauf, der u.a. im Taunus, in der Rhön und vor allem im Allgäu ausgeübt wird, eigene Lichtbildervorträge, Gruppenwanderungen und Ergänzungssport an. Sie besteht bis 1945 fort und nennt sich ab 1942 "Ski-Abteilung des DAV Mainz". 

Ein dunkles Kapitel - bis zur bitteren Neige

Am 6. Mai 1933 feiert die Sektion ihr 50-jähriges Stiftungsfest im Casino Hof zum Gutenberg, wobei ein "alpines Lustspiel unseres Vereinspoeten" aufgeführt wird. Danach wird es aber nicht mehr lustig sein. Mitglieder, die Juden sind, müssen die Sektion verlassen. Die am 24. März 1934 von der Hauptversammlung beschlossene neue Satzung bestimmt: "Wer in die Sektion aufgenommen werden will, muss von zwei Personen ... als Paten und Bürgen zur Aufnahme vorgeschlagen werden. ... Wer Mitglied der Sektion werden will, muss arischer Abstammung sein und hat dies im Aufnahmegesuch nachzuweisen. ... Nichtarier können grundsätzlich nicht Mitglied der Sektion sein."

Die Sektion wird auf das "Führerprinzip" umgestellt. Der Verein heißt jetzt Deutscher Alpenverein Zweig Mainz. Dieser wird von dem "Zweigführer" Dr. J. Klippel geleitet. Auch die Ski-Vereinigung erhält einen "Führer", es ist der Gründer und langjährige Vorsitzende Prof. Dr. Seitz. Niederschriften der Ski-Vereinigung enden jetzt mit der Formel "Ski-Heil - Berg-Heil - Sieg-Heil!". Dagegen stellt sich die "Kletterriege" voll hinter ihr "nichtarisches Mitglied Ernst Cantor, der von Anfang an an der Front war, mit dem EK I und II ausgezeichnet wurde und kurz vor dem Ende des Krieges an der 

Westfront in Gefangenschaft geriet, aus welcher er im Januar 1920 erst heimkehrte." Weiter heißt es: "Die Mitglieder bestätigen Herrn Cantor gerne, dass sie ihn als vollwertiges Mitglied in ihren Reihen sähen." Ob das mutige Votum genutzt hat, ist nicht überliefert.

Im Laufe der Jahre bringen sich einzelne Alpenvereinsmitglieder immer mehr in die vormilitärische Ausbildung und Wehrertüchtigung der Bergsteigerschar ein, die die "Hitlerjugend Bann 117 Mainz" auf Anregung von Dr. Klippel gegründet hat. Sie erhält in der Sektion Ausbildung im Klettern und Schilaufen durch Alpenvereinsmitglieder. "Wir werden mit der HJ-Bergfahrtengruppe große Erfolge haben, denn die Jungen sind mit großem Eifer und Ernst bei der Sache". Welche Erfolge Dr. Klippel meint, liegt auf der Hand. Im September 1939 ruft er die Sektionsmitglieder auf, als Bergsteiger in der Gebirgstruppe zu dienen. "Jeder Bergsteiger weiß, dass er nicht mehr um seiner selbst willen in die Berge geht und den Gewinn aus ihrem Erlebnis zieht, sondern dass er sein bergsteigerisches Können im Dienste der Nation einsetzen kann..."

Der Zweite Weltkrieg bringt das Vereinsleben fast zum Erliegen. In den Jahren 1939, 1940 und 1941 werden noch einige Vorträge im Traubensaal der Liedertafel gehalten, die wegen der fast jeden Abend einsetzenden Luftalarme auf den Nachmittag vorverlegt sind.

Die Ski-Vereinigung merkt sich am 28.12.1941 in ihrem Protokoll Aufrufe des "Reichssportführers" zur Abgabe von Skiern und Skischuhen vor. Tourenskier, am besten ohne Stahlkanten, zwischen 1,70 und 2,15 m seien abzugeben. Im Protokoll sind aber auch Namen von Mitgliedern vermerkt, die gefallen sind. In der Nacht vom 11. auf den 12. August 1942 wird in Mainz das Haus Ludwigstr. 2 1/10, in dem sich die Geschäftsstelle des Zweiges Mainz und die Wohnung des Geschäftsführers Jakob Völker befinden, infolge eines Fliegerangriffs zerstört. "Akten und Schriftstücke, die sehr wertvolle Bücherei mit ältesten Wertstücken und vieles andere sind vernichtet", schreibt Völker. Der "Stellvertretende Vereinsführer" des DAV-Hauptvereins zeigt sich solidarisch - er kündigt die Lieferung von 1000 Briefbogen, eines Vervielfältigungsapparats und eines neuen Kletterseils an.

Das bittere Ende ist nicht mehr fern.

Die Sektionsjugend bei einer Sommerwanderung durch das Steinerne Meer und zum Dachstein. V.l.n.r. Wiegand Isele, "Caruso", Conny Schulz, Monika Kettner.  | © DAV Sektion Mainz
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Die Wiedergründung

Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs duldet die Besatzungsmacht in der "Französischen Zone" den Alpenverein wegen dessen vorangegangener Verstrickung in die vormilitärische Ausbildung zunächst nicht. Viele Mitglieder wandern daher in die amerikanisch besetzte Zone jenseits des Rheins ab und werden Mitglied in Frankfurt oder Wiesbaden.

Am 15. Dezember 1949 wird schließlich doch im Weinhaus Domhof von 30 Bergfreunden der "Alpenverein Mainz" als Rechtsnachfolger des "Deutschen Alpenvereins Zweig Mainz" gegründet. Vorsitzender wird Frauenarzt Dr. Eugen Schneider, sein Stellvertreter Universitäts-Dozent Dr. Friedrich Schaller. Weiter werden gewählt: Willi Jack (Kassenwart), Fritz König Schriftwart), Emil Rückert (Beirat), Philipp Hilbert (Skiwart), Jean Sturm (Kletterwart), Hans Meffert (Wanderwart), Ludwig Ambrosius (Pressewart). Lt. Gründungsprotokoll wird am gleichen Abend noch über die Einführung eines Ergänzungssports, die Veranstaltung eines ersten Lichtbildervortrags und die Möglichkeit, eine Hütte in Vorarlberg zu pachten, gesprochen.

Der Verein hat im Jahr seiner Wiedergründung 60 Mitglieder. Noch im gleichen Jahr werden erste Wanderungen geführt und im Herbst 1950 geht es mit Vorträgen los, die im Neubrunnenhof gehalten werden. Der Verein gliedert sich bald in viele Abteilungen, um allen Wünschen gerecht zu werden. Es bildet sich eine sehr rührige Jugendgruppe unter Leitung von Fritz König, die klettert, wandert, mit dem Rad unterwegs ist und für Skihochtouren ausgebildet wird.

Desgleichen bildet sich aus den übrig gebliebenen Mitgliedern der "Kletterriege" eine "Bergsteigergruppe". Jean Sturm und Ref. Lotz berichten 1951 zur Jahreshauptversammlung: "Bei der Wiedergründung der Sektion Mainz des DAV im Dezember 1949 war es beschlossene Sache, dass auch die Bergsteigergruppe in ihrem alten Umfang wieder erstehen sollte." Die Übungs- und 

Ausbildungszeit beginnt 1950, geleitet von dem in Fulpmes zum "Bergfahrtenwart" ausgebildeten Jean Sturm (ab 1954 von Peter Emmermann).

Es stoßen bald junge Berg- und Kletterbegeisterte hinzu, jährlich werden 6 Übungsfahrten unternommen. Die Bergsteigergruppe veranstaltet dann auch Lichtbildervorträge, der 27-jährige Walter Hellberg spricht 1955 (wie heute) über das Mont Blanc-Gebiet, Dr. Erich Muscholl 1959 über Schottland. Eine Anzahl jüngerer Mitglieder (Helmut Bopp, Günther Luft u.a.) erbringt in dieser Zeit große bergsteigerische Leistungen - am Rheingrafenstein wie an der Zinnennordwand. Am Matterhorn überholen sie mit einem geliehenen Seil sämtliche Führerpartien, was eine Pressemeldung wert ist.

Hans Meffert gründet 1952 das Mitteilungsblatt, das bis heute als "Sektionsmitteilungen" regelmäßig erscheint. Sein Amt als Wanderwart wird er 22 Jahre ausüben und für 70jährige Vereinsmitgliedschaft 1984 als fast 95-Jähriger die Ehrenplakette des DAV, das Goldene Edelweiß, erhalten. Auch an das Feiern denkt man bei der Sektion schon bald nach der Wiedergründung. Zum "Herbstfest mit Tanz" wird am 20. Oktober 1956 in den Saal der Waldschänke "Lenneberg" in Mainz-Gonsenheim eingeladen. Karten zum Preis von 1,- DM sind in der Zeugstube Kapp, bei der lange Jahre eine Geschäftsstelle eingerichtet ist, erhältlich. 1970 ist die Mitgliederzahl des "Deutschen Alpenvereins Sektion Mainz" auf 730 angewachsen.

Der Mainzer Höhenweg

Eingedenk ihrer alten Hüttentradition wird die Sektion mit Beginn der 1970er Jahre wieder aktiv, sie baut im Pitztal auf dem Geigenkamm zwischen der (heutigen) Rüsselsheimer Hütte und der Braunschweiger Hütten den Mainzer Höhenweg mit dem Rheinland-Pfalz-Biwak (Weg Nr. 911 in der Alpenvereinskarte 30/3) aus. Walter Schweikhard, Schatzmeister der Sektion von 1970 bis 1986, resümiert über die Entstehung anlässlich eines Dia-Vortrags 1991 in Ingelheim:

Viele werden sich sicher fragen, wie kommt eigentlich so eine Flachlandsektion zu so einem hochalpinen Weg? Das war so: Anfang der 1970er Jahre hatten wir in der Sektion mal wieder eine Diskussion über mögliche Engagements in den Alpen, u.a. Übernahme und Ausbau einer Hochgebirgshütte oder Errichtung einer Biwakschachtel am Watzmann oder Hochwanner oder Ausbau des ehem. Hindenburgwegs zwischen Neuer Chemnitzer Hütte und Braunschweiger Hütte am Geigenkamm, der mehr als 50 Jahre zuvor von der S. Braunschweig errichtet worden und verfallen war.

Die Mitgliederversammlung der Sektion Mainz hat am 21. März 1972 mit großer Mehrheit für ein Wiederaufleben des Hindenburgwegs gestimmt. Mit diesem Vorhaben hatte ich mich bereits in früheren Jahren beschäftigt. Aus der Literatur und aus Gesprächen mit dem damaligen Hüttenwart der Lehnerjochhütte am Geigenkamm, Otmar Wiedemann aus Ludwigsburg, wusste ich, dass von dem Weg nur noch Fragmente erhalten waren. Klarheit konnte also nur eine Begehung bringen. Am 9. September 1972 sind wir (Wolfgang Allebrand, die Geschwister Winkler, M. Schnappinger, ein Bergführer und ich) morgens um 6 Uhr von der Neuen Chemnitzer Hütte aus losgegangen und haben den Weg gesucht. Es war nicht ganz einfach, aber die Aussichten, insbesondere von den Kammstrecken, waren herrlich. Nach 10 Stunden sind wir auf der Braunschweiger Hütte angekommen, sind dann in der Dämmerung ins Pitztal abgestiegen bis zum Parkplatz Mandarfen und nach kurzer Autofahrt zum Parkplatz Plangeross im Lampenschein wieder hoch zur Neuen Chemnitzer Hütte. Nach den 15 bis 16 Stunden waren wir ganz schön fertig. Wir wussten aber: Der Weg wird gebaut!! Die Hauptversammlung im Januar 1973 hat dann das Projekt "Mainzer Höhenweg" genehmigt. Jetzt kamen der Finanzierungsplan, langwierige Verhandlungen mit den Behörden, dem Hauptverein in München sowie viele Spendenaufrufe. Anfang Mai 1973 konnten Wolfgang Allebrand und ich zusammen mit unserem damaligen 1. Vorsitzenden Heiner Geißler zum Vertragsabschluss ins Pitztal fahren. In Tieflehn schlossen wir dann mit Josef Eiter einen Werkvertrag ab, in dem er sich verpflichtete, gegen Zahlung von 120.000 Schilling (ca. 8.800 Euro) den 8 km langen ehem. Hindenburgweg zwischen Weißmaurachjoch und dem Pitztaler Jöchl als alpinen Höhenweg auszubauen, zu markieren und zu versichern. Wir haben das mit einem Gläschen Oberingelheimer Spätburgunder würdig gefeiert - jetzt konnte nix mehr schief gehen. 

Die Pitztaler haben die Arbeiten zügig erledigt. Am 8.9.1973 kam dann die Biwakschachtel vom Hersteller aus Innsbruck mit dem Hubschrauber auf den Wassertalkogel (3.247 m), damals

noch mit 6 Stockbetten und 18 Schlafdecken. Schon am gleichen Tag haben wir Helfer aus Mainz - das waren außer mir noch Wolfgang Allebrand, Ernst Suttner, Hans Mandavid u. Rudi Mohr - die Biwak-schachtel zum ersten mal benutzt u. dieses Ereignis zünftig mit einigen Flaschen Kupferberg Gold gefeiert. - Im August 1974 waren dann die restlichen Arbeiten am Weg fertig. Die Gesamtkosten für die Wegearbeiten und die Errichtung des Rheinland-Pfalz-Biwaks beliefen sich auf 56.000 DM.

Im September 1983 wird das Rheinland-Pfalz-Biwak beim fahrlässigen Umgang mit Zigarettenkippen durch einen Schwelbrand teilweise zerstört und das Inventar unbrauchbar. Am 27.06.1984 werden neue Wandteile per Helikopter auf den Wassertalkogel befördert und die Biwakschachtel von Monteuren des Herstellers wieder hergestellt und sogar um zwei Segmente erweitert (jetzt mit 9 Stockbetten). Sieben Sektionsmitglieder Wolfgang Allebrand, Walter

Hellberg, Ernst Suttner, Karl-Heinz Schmitt, Heiner Schickendanz, Heiner Gollong erneuern den Innenausbau und stellen auch ein Toilettenhäuschen auf. Die Kosten dieser Aktion belaufen sich auf 35.000 DM.

Die Sektion begeht mit einer von ihrem 2. Vorsitzenden Rudi Kramper ausgerichteten Feier, zu der bei schönstem Wetter die Blasmusik aufspielt, am 14.9.1999 im Talort Mandarfen die 25. Wiederkehr der Eröffnung des Mainzer Höhenwegs und des Rheinland- Pfalz-Biwaks. 60 Sektionsmitglieder, Teilnehmer einer Sektionsausfahrt in das Pitztal, sind dabei, darunter auch das Sektionsmitglied Klaus Hammer (Landtagsabgeordneter) sowie der Vorsitzende des DAV-Landesverbandes Rheinland-Pfalz und vormalige 1. Vorsitzende der Sektion, Hermann Kohl. Aus dem Pitztal sind u.a. der Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard, Rupert Hosp, und der Tourismus-Obmann Otmar Walser gekommen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hat ein Grußwort gesandt. Rudi Kramper verleiht während der Feier Walter Hellberg für seine Verdienste die Silberne Ehrennadel der Sektion Mainz. Bis zum 4.8.1999 weist das Hüttenbuch der Biwakschachtel insgesamt 6783 Eintragungen auf, d.h. in der Saison begehen den Mainzer Höhenweg mindestens 270 Hochtourengeher.

Franz-Auer-Steig: Im Jahr 2004 erhält der Mainzer Höhenweg eine Variante (Weg 911a), um im Bedarfsfall das Pitztaler Jöchl umgehen zu können. Franz Auer, Hüttenwirt der Braunschweiger Hütte, hatte ihn angeregt und dann mit finanzieller Unterstützung der Sektion Mainz bauen lassen. Franz Auer kommt Anf. 2006 bei einem tragischen Bergunfall ums Leben.

Der Mainzer Höhenweg hat als "einer der schönsten alpinen Höhenwege" Eingang in die alpine Literatur gefunden. Bergschriftsteller Dieter Seibert bezeichnet ihn in seinem Buch "Ötztaler Alpen" als den "ungewöhnlichsten Steig Österreichs und ziemlich einmalige Sache in den ganzen Alpen". Größere Beiträge bringen u.a. die "Bergwelt" (Heft 4/1977), das Magazin "ALPIN" (Juni 2006 Seite 30), mehrfach die DAV- Mitteilungen und neuerdings wieder das Magazin "Bergsteiger" (August 2007 Seite 26). Schon 1975 gibt die Sektion ein Tourenblatt mit einer Wegeskizze von Adolf Kern heraus. Im Internet ist der Höhenweg bzw. das Biwak unter www.dav- mainz.de/Mainzer Höhenweg oder unter www.alpenverein.de/Hüttensu-che/Rheinland- Pfalz-Biwak zu finden. Das verantwortungsvolle Amt des Wegewarts übten bislang aus: Walter Hellberg (1974 bis April 2000), Bruno Dorau (2000 bis April 2002), Manfred Eisenbach (2002 bis September 2006), Manfred Neuber (ab April 2007). Wer die große Herausforderung einer Arbeitsbegehung nicht scheut, war und ist als Helfer immer willkommen.

© DAV Sektion Mainz
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100 Jahre Sektion Mainz

Die Sektion wird 100 Jahre alt! Genau 100 Jahre nach der ersten öffentlichen Versammlung der "Section Mainz" pflanzt der 2. Vorsitzende Hermann Kohl am 19.03.1983 im Beisein einiger Mitglieder im Stadtpark eine Rotbuche als Symbol für das langjährige Bemühen des Alpenvereins um den Natur- und Umweltschutz. Die 100. Jahreshauptversammlung der Sektion findet am 26.04.1983 im Spiegelsaal des Kurfürstlichen Schlosses statt. Hier kann über eine erfreuliche Entwicklung berichtet werden: Die Sektion hat rd. 1900 Mitglieder, der Mitgliederbestand hat sich seit 1970 fast verdreifacht! Dr. Rolf Ullman, Ehrenrat der Sektion u. Schriftleiter der Festschrift "100 Jahre Deutscher Alpenverein", verfasst eine Sektions-Chronik.

Wolfgang Allebrand, Hermann Kohl, Wolfgang Gorning vor der Abreise nach Peru | © DAV Sektion Mainz
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Zu dem Jubiläum haben sich Kletterwart Wolfgang Allebrand und Skiwart Wolfgang  Gornig ein besonderes "Geschenk" ausgedacht: 16 Mainzer Bergsteigerinnen und Bergsteiger unternehmen vom 18.05. bis 10.06.1982 eine Expedition nach Peru in die Cordillera Blanca und "bescheren" der Sektion die Besteigung des Tocllaraju (6032 m), einem Eisriesen, der bisher nur dreimal über leichtere Routen bezwungen wurde, durch gleich zwei Gipfelbesteigungen hintereinander. Am 1. Juni hissen Wolfgang Allebrand, Wolfgang Gornig und Ernst Suttner die deutsche Flagge und den Wimpel mit dem Doppelrad auf dem Gipfel, drei Tagespäter sind auch 6 weitere Mainzer, Fritz Altrichter, Heinz Nold, das Ehepaar Taschinski, Manfred Schaubruch und Heiner Schickentanz.

DAV Jahreshauptversammlung 1983 in der Rheingoldhalle  | © DAV Sektion Mainz
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Dem vormaligen Sektionsvorstand mit dem Vorsitzenden Dr. Heinrich Geißler und dem 2. (geschäftsführenden) Vorsitzenden Hermann Kohl war es gelungen, die Hauptversammlung 1983 des DAV nach Mainz einzuladen und den Jubiläums-Festakt mit diesem Ereignis zu verbinden.

So tagt also vom 09.06. bis 12.06.1983 - Hermann Kohl ist inzwischen 1. Vorsitzender - eine Hauptversammlung des DAV - zum zweiten Mal in ihrer Geschichte - in Mainz. Sie tagt unter dem Präsidenten des DAV, Dr. Fritz März (†), in der Rheingoldhalle, der Hauptausschuss im Blauen Saal. Ein Hauptthema beherrscht neben den Vereinsfragen und -anträgen die Versammlung, das ist die gerade begonnene Diskussion um die Umweltverschmutzung und das durch sie ausgelöste Waldsterben. Viele Grußworte geraten geradezu zu politischen Grundsatz- und Absichtserklärungen im Kampf gegen das Waldsterben.
Nach Schluss der Arbeitstagung nehmen am 11.06.1983 die Delegierten und viele Sektionsmitglieder am Festabend zum 100- jährigen Bestehen der Sektion Mainz in der Rheingoldhalle teil.

Über diesen berichtet die Allgemeine Zeitung:

"Vergnügte man sich gemäß dem Motto des Abends ‚Tanz unter Edelweiß und Doppelrad", so hatte dies eine verbindende Bedeutung: die Mainzer Alpinisten legten gar ein "Doppelbekenntnis" ab - ihre Liebe zur Bergwelt und zur Stadt Mainz, deren Bürger mit eingeladen waren, am Freudenfest der DAV- Sektion Mainz teilzunehmen. Die Reverenz, die man dem Geburtstagskind in einer langen Gratulationscour erwies, spricht einmal mehr für das hohe Ansehen, das es nicht nur innerhalb der eigenen Reihen genießt. ... Den vielen lobenden Worten folgten getanzte,

gesungene und gespielte Geschenke. Mit schmissigen Melodien vermochte es das Polizei-Musikkorps des Landes Rheinland-Pfalz unter Leitung von Herbert Ziegler die Stimmung im liebevoll geschmückten Saal "anzuheizen". Die Jazztanzgruppe Mainz mit ihren 18 jungen Damen und drei Herren sorgte für den optischen Genuss. In einem atemberaubenden Tempo wirbelten die Gymnastiktänzerinnen und -tänzer durch den Raum und wussten das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinzureißen. einen musikalisch gebundenen Geburtstagsstrauß überreichte der Philipp Bangert-Chor, der mit beschwingten Weisen wieder einmal dokumentierte, dass Chorgesang keineswegs den Hauch antiquierter Klänge haben muss. ... Conférencier Konrad Ambach gelang es mit seinen witzig-charmanten Plaudereien, in die sich selbst im Hochsommer fastnachtliche Versmaße mischten, den Festabend abzurunden. ...Die stattliche Besucherschar dankte dem DAV, Sektion Mainz, für die frohen Stunden mit einer gern angenommenen ‚Replik': donnerndem Applaus.

Furtschaglhaus | © DAV Sektion Mainz
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Eine Hütte in den Alpen, eine unerfüllbare Sehnsucht?

Der Traum von der Beteiligung an der ehem. Mainzer Hütte ist 1983 ausgeträumt. Aber von der Jubiläums-Jahreshauptversammlung 1983 kommt Druck, jetzt eine Mittelgebirgshütte zu erwerben. Keine der angebotenen Objekte in Gehlweiler, im Morgenbachtal oder nahe Trechtingshausen erfüllt die gestellten Voraussetzungen und so konzentriert sich das Interesse wieder auf eine Hochgebirgshütte.

Der Hauptverein rät ebenfalls zu: "Der Besitz einer AV-Hütte ist sicher kein reines Vergnügen und fordert laufend Opfer. Andererseits kann eine Hütte jedoch zum Mittelpunkt einer Sektion werden und die Gemeinsamkeit und das Engagement der Mitglieder fördern. "Die sehr starke Lobby, die für eine Hochgebirgshütte ist,

obsiegt. 1984 wird eine Hüttenkommission mit Ernst Suttner, Walter Hellberg, Hermann Requadt und dem Sprecher Adi Kern gebildet. Er verfasst - so wie die Sektion 1890 schon einmal vorging - einen Aufruf im Mitteilungsblatt des DAV mit dem Inhalt, dass die Sektion Mainz eine Hütte erwerben oder sich daran beteiligen möchte. Es kommt zum Kontakt mit der Sektion Berlin, die mit 9 Hütten überlastet ist und das Furtschaglhaus oder evtl. auch die Gamshütte abgeben möchte. Die Hüttenkommisssion reist in das Zillertal und begutachtet das oberhalb des 

Schlegeisstausees in den Zillertaler Alpen wunderschön gelegene, allerdings sanierungsbedürfte Furtschaglhaus. Die Berliner beharren auch nach zähen Verhandlungen trotz der notwendigen Investitionen, die auf bis zu 800.000 DM geschätzt werden, auf einem Kaufpreis von 165.000 DM. Ende Mai 1986 findet eine dreitägige Besichtigungsreise von 78 Sektionsmitgliedern dorthin statt. Die Teilnehmer sind von der Hütte sehr angetan, auch wenn sie auf dem Rückweg Probleme haben: 50 cm Neuschnee erfordern den Bau von Seilgeländern zum sicheren Abstieg. Die folgende außerordentliche Mitgliederversammlung am 03.06.1986 verschiebt jedoch den Kaufbeschluss und möchte erst die Finanzierung gesichert wissen. Berlin rückt kurz darauf von seinen Verkaufsabsichten ab und will nun die Hütte selbst sanieren, was große Verwunderung auch beim Hauptverein hervorruft.

DAV-Präsident Dr. Fritz März (†) lenkt die Aufmerksamkeit der Sektion Mainz auf die Sektion Prag und die Stüdlhütte. Mainz überweist einige Jahre die Hüttenumlage statt an den Hauptverein an die Sektion Prag, in der Hoffnung, diese wenigstens für eine Hüttenpatenschaft zu gewinnen. Es zeigt sich aber, dass die Sektion Prag kein echtes Interesse an einer dauerhaften Patenschaft hat.

Der Traum vieler Sektionsmitglieder, endlich wieder in Hütten(mit)besitz zu kommen, scheint 1986 endgültig ausgeträumt.

Das Alpenvereinshaus, der neue Mittelpunkt des Vereinslebens

Im gleichen Jahr gibt es eine Zäsur in der Vereinsführung. Die Jahreshauptversammlung (HV) wählt im Spiegelsaal des Kurfürstlichen Schlosses am 15.04.1986 einen Nachfolger für den 1. Vorsitzenden Hermann Kohl, der fortan 10 Jahre lang dem Hauptausschuss des Gesamtvereins angehört u. später Vorsitzender des neu gegründeten DAV Landesverbandes Rheinland-Pfalz sein wird. Der neue 1. Vorsitzende ist der bisherige 2. Vorsitzende Heiner Gollong. Er wird die Sektion 13 Jahre lang leiten und ihr in vielen Bereichen neue Impulse geben, die Ausbildung der Ausbilder intensivieren, gemeinsame Sektionsausfahrten aller Gruppen einführen und vor allem den stetigen persönlichen Kontakt zu den Funktionsträgern pflegen.

Alsbald wird Heiner Gollong vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Die angemieteten Räume im Gebäude Karmeliterplatz 3, in denen jetzt die Geschäftsstelle und die Bücherei untergebracht sind und die auch als Gruppenräume vor allem für die Jugend dienen, werden in der ersten Jahreshälfte 1987 zum Jahresende gekündigt. Zunächst werden ergebnislos geeignete Mieträume gesucht. Doch dann erfährt Heiner Gollong im Juli 1987, dass in Mombach das Franz- Winkler-Heim, ein barackenähnlicher Bau auf einem 1040 qm großen Grundstück gegen eine Ablösesumme von 25.000 DM zum Verkauf steht. Er erkennt sofort die Chance, die sich mit dem Erwerb und Ausbau für die Sektion bietet. Die außerordentliche Mitgliederversammlung stimmt am 21.10.1987 einstimmig dem Erwerb und teilweisen Umbau/Instandsetzung zu, wobei der Abschluss eines Erbbaurechtsvertrags zur Bedingung gemacht wird. Dieser Abschluss erfolgt dann auch zu günstigen Konditionen. Finanziert werden die umfangreichen Baumaßnahmen aus Eigenmitteln, Eigenleistungen sehr vieler Helfer, Spenden und Zuschüssen der öffentlichen Hand. Einen Zuschuss aus München gibt es nicht, wenngleich dort die 

Schaffung eines Vereinsheims sehr begrüßt wird.
Die Sektionsmitglieder Gerhard Henkes und dann Adi Kern entwerfen Pläne. Der Umbau beginnt bereits im Januar 1988. Zusammen 72 Helfern beteiligen sich, meistens wird am Samstag gearbeitet. Kern- und Glanzstück des neuen Gebäudeteils wird eine Kletterwand aus Natursteinen, die von Norbert Schorr und später Ernst Suttner raffiniert gemauert wird. Als Dankeschön findet für die Bauhelfer am 14.1.89 ein "geselliger Abend in allen

Räumen des Alpenvereinshauses" statt, das damit seinen Namen erhält. Nach gut einem Jahr Bauzeit wird das neue Vereinsheim eingeweiht und der Öffentlichkeit im April 1989 vorgestellt: Feierstunde mit Ehrengästen, Stehempfang, Klettervorführung; Tag der offenen Tür mit Platzkonzert der 3. Gebirgsjägerdivision im Festzelt.

Das neue Haus umfasst die Geschäftsstelle der Sektion, Bücherei und Ausrüstungslager, eine Naturstein-Kletterwand 8 m breit, bis zu 7 m hoch, mehrere Gruppenräume, Jugendräume im Obergeschoss, Übernachtungsmöglichkeiten/Lager ("Mainzer Hütte") für DAV-Mitglieder, eine Küche und einen Sanitärtrakt sowie einen angelegten Garten mit Grillplatz und Gerätehütte. Die Sektion Mainz hat nun ihr Vereinsheim, um das sie von mancher der umliegenden Sektionen beneidet wird. Ein Idealzustand ist erreicht: Alles ist unter einem Dach. Die Entscheidung Heiner Gollongs und sein eigener persönlicher Einsatz beim Bau wirken sich fruchtbringend aus. Das Haus wird zum echten Mittelpunkt eines aufblühenden Vereinslebens. So finden dort nicht nur die Jahreshauptversammlungen und Vortragsveranstaltungen statt, sondern auch Ausbildung (parallel in verschiedenen Räumen), Gruppenabende, Fototreffs, Weihnachtsfeiern, alle Gruppenstunden der Jugend - manchmal mit Übernachtung -, Kletterübungen aller Altersgruppen einschl. der Senioren u.v.m. Besondere Ereignisse in den Jahren 1990 bis 1997 sind die Übernachtung etlicher "DDR-Bergsteiger" aus Chemnitz, eine Ausstellung von Aquarellen des Hobbymalers Herbert Gill, die Gründungsversammlung des DAV Landesverbandes Rheinland-Pfalz, ein Landesjugendleiter-Tag, mehrere Autorenlesungen mit Inge Reitz-Sbresny, Besuche von Innenminister Walter Zuber und OB Hartmut Weyel, Aufführungen des "Mainzer Volkstheaters", dem das Sektionsmitglied Helma Weber angehört.

"Hüttenwart" des neuen Hauses bis heute ist Norbert Kusak, der sich mit großem zeitlichem Einsatz um ein geregeltes Miteinander kümmert und beständiger Ansprechpartner nicht nur für die Belange des Hauses ist. Daneben gibt es einige ältere Sektionsmitglieder - Kurt Holzapfel, Norbert Schorr u.a. - , die die Außenanlagen liebevoll pflegen. Am 30.04.1999 stirbt Heiner Gollong auf tragische Weise. Das Alpenvereinshaus ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Am Gebäude wird - auf Wunsch der Mitglieder - eine Gedenktafel zur Erinnerung an seine Verdienste angebracht. In Anwesenheit der Teilnehmer der Jahreshauptversammlung 2007 würdigt der 1. Vorsitzende Karl-Hans Gürlet das Wirken Heiner Gollongs für die Sektion.

Philipp Albert | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Zugewinn im Doppelpack: Eine Hütte und eine Kletterhalle

Bei der Jahreshauptversammlung des Millenium-Jahres 2000 - der Mitgliederstand hat die stattliche Zahl von 2.511 erreicht - wird Philipp Albert zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er hatte 14 Jahre lang das Amt des Schatzmeisters bekleidet und kennt das Innenleben der Sektion, ihre finanziellen und sonstigen Fähigkeiten wie kaum ein anderer. Er weiß noch nicht, dass diese Kenntnisse in den bevorstehenden Jahren für die Sektion von großem Nutzen sein werden. Und als guter Schatzmeister bringt er eine ordentliche Mitgift mit: Trotz der Ausgaben für den Erwerb/Umbau des Alpenvereinshauses, das mit 340.000 DM zu Buch steht, haben sich wieder rd. 150.000 DM auf den Sektionskonten angesammelt. Eine gute Ausgangsposition für die Zukunft.

Unter den Jungen der Sektion rumort es, das ist ihr gutes Recht. Das Klettern auf künstlichen Kletteranlagen ist "in" geworden. Der Wunsch nach einer Erweiterung der Klettermöglichkeiten im Alpenvereinshaus artikuliert sich, man will nicht mehr nur in die neu erbauten Kletterhallen in der Umgebung fahren müssen, um dieser neuen "Trendsportart" zu frönen. Wenn nichts geschieht, so meinen die in der Jugendarbeit erfahrenen Übungsleiter, läuft uns die Jugend weg. Es wird also 2001 ein Bauplanungsausschuss unter Leitung von Heinz Nold eingerichtet, der die Grundlagen für die Errichtung einer an das Alpenvereinshaus angebauten Kletterhalle erarbeitet.

Vorwiegend die älteren Sektionsmitglieder, die eine Alpenvereins-Unterkunft auf vielen Bergfahrten schätzen gelernt haben, denken immer noch an den Erwerb einer eigenen Hütte und erinnern den Vorstand an dahingehende noch gültige Beschlüsse.

Eine Hütte zu betreiben, ist eben eine der in der Satzung verankerten Hauptaufgaben, schon gar, wenn die Sektion einen stattlichen Mitgliederbestand hat. Vorwiegend die Älteren meinen, dass das Engagement der Sektion in den Alpen über die solidarisch zu entrichtende "Hüttenumlage" hinausgehen soll. Wie die Sektion gerade in dieser Situation auf die Kaunergrathütte kam, das schildert Philipp Albert so:

Ende Juni 2001 ergab sich plötzlich eine neue Situation. Unsere Nachbarn in Rüsselsheim luden anlässlich des 75jährigen Bestehens der Chemnitzer Hütte zu einer Jubiläumsfeier ins Pitztal ein, bei der die Hütte in Abstimmung mit den Nachkommen der ehemaligen Besitzersektion in Chemnitz in "Rüsselsheimer Hütte" umbenannt wurde. An der Jubiläumsfeier nahmen auch einige Mainzer Vorstandsmitglieder und Funktionsträger teil. Bei den Festreden dankte Peter Weber vom Referat Hütten und Wege der Sektion Rüsselsheim für den gelungenen teilweisen Wiederaufbau der Hütte nach Lawinenschaden und ermunterte die anwesenden Sektionsvorstände, die sich für den Erwerb einer Berghütte interessieren, mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Ich wurde dann als damaliger Vorsitzender gebeten, beim DAV München zu erfragen, ob und zu welchen Bedingungen Hütten zur Übernahme angeboten werden. München war erfreut über unser Interesse, und bot uns eine Beteiligung an einer geplanten Betriebsgemeinschaft am "Hochjochhospiz" in den Ötztaler Alpen sowie die "Olperer Hütte" im Zillertal an. Aus dem Pitztal wussten wir zwischenzeitlich, dass die Akademische Sektion Graz die "Kaunergrathütte" für einen symbolischen Preis von 1 Euro abgeben möchte. Da wir im Pitztal ohnehin schon unser alpines Arbeitsgebiet, den Mainzer Höhenweg, hatten, erklärten wir München gegenüber, dass wir mehr an der Kaunergrathütte interessiert wären. Innerhalb der Sektionen des ÖAV gab es den starken Wunsch, diese für die Geschichte der alpinen Ausbildung bedeutende Hütte innerhalb des ÖAV zu behalten, die Sektion Hall in Tirol war zeitweise an einer Übernahme interessiert und die Sektion Linz an der Donau schlug uns wiederholt eine gemeinsame Übernahme vor. Letztendlich sprachen sich aber im März 2002 sowohl die Gremien des ÖAV als auch die des DAV für eine Überführung der Hütte in den Bestand des DAV und eine Übernahme durch die Sektion Mainz aus.

Der Vorstand war sich nun sicher, auch die Zustimmung der Jahres-Hauptversammlung am 25.4.2002 zu erhalten.

Diese mit 104 stimmberechtigten Mitgliedern sehr gut besuchte Jahresmitgliederversammlung 2002 wird allerdings spannend. Die Diskussion um einen Hüttenbesitz wird sehr kontrovers, teilweise hitzig geführt. Ist dies der heutige Zeitgeist, fragen sich einige Mitglieder, dass Alpenvereinsmitglieder an einem alpinen Arbeitsgebiet kein Interesse mehr haben, obwohl sie doch die vom Alpenverein aufgebaute und gepflegte Infrastruktur in Anspruch nehmen? Der Antrag des Vorstands, die Kaunergrathütte zu erwerben, fällt jedenfalls im ersten Anlauf durch. Es soll erst ein Sachverständigengutachten her. Lassen wir hierzu nochmals Philipp Albert zu Wort kommen:

In Erfüllung der Forderung unserer Mitgliederversammlung wurde die Hütte dann am 26.6.2002 von Peter Weber vom DAV München, den zuständigen Dezernenten der Bezirkshauptmannschaft Imst und mir besucht. Wir stiegen morgens über den Cottbuser Höhenweg auf, besichtigten die gewerberechtlich und hygienisch relevanten Einrichtungen, überprüften die Gültigkeit der vorgelegten Genehmigungen und verfassten danach ein umfangreiches, mit Auflagen versehenes Prüfprotokoll. Danach ging es wieder über den Almweg zurück nach Plangeross und Mandarfen und noch am gleichen Tag nach Mainz.

Auf dem Weg sprach mir Peter Weber seine Anerkennung für den Mut der Sektion Mainz zur Übernahme einer so wichtigen Hochgebirgshütte aus und ermunterte uns gleichzeitig, beide Projekte, die Kletterhalle und die Hütte zu verwirklichen. Die Sektion Mainz könne auf die Unterstützung des Hauptvereines rechnen.

Als Ergebnis dieses Besuches erhielten wir von München eine Hüttenbewertung, die im ersten Jahr Investitionen von 225.000 Euro erkennen ließ, von denen 165.000 Euro als Zuschüsse und Darlehen des Hauptvereins und 60.000 Euro aus Eigenmitteln und Spenden von der Sektion getragen werden sollten.

 

Kaunergrathütte zu Beginn des Umbaus 2003 | © DAV Sektion Mainz
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Die Kaunergrathütte der Sektion Mainz

Während die Planungen für den Bau der Kletterhalle, jetzt gestärkt durch den "Doppelbeschluss", weitergehen, wird die Kaunergrathütte zum 01.01.2003 von der Akademischen Sektion Graz des OeAV zum vereinbarten symbolischen Kaufpreis von 1 Euro erworben. Hüttenpächter bleibt der schon im Jahr zuvor dazu bestellte Bergführer Andreas Jeitner aus Trenkwald im Pitztal. Mit der neuen Aufgabe des Hütten- und Wegewarts Kaunergrat der Sektion wird Dr. Hermann Requadt betraut, Wolfgang Briese wird sein Stellvertreter. In sehr guter Zusammenarbeit des 1. und 2. Vorsitzenden sowie des Hüttenwarts mit dem Hauptverein (Ref. Hütten 

und Wege, Peter Weber), der ein großes Interesse an der Übernahme dieser traditionsreichen Hütte durch die Sektion Mainz hat und demzufolge die notwendige Grundsanierung wohlwollend unterstützt, wird zu Saisonbeginn damit begonnen, das Münchner Sanierungskonzept, das auch ein neues Energiekonzept einschließt, umzusetzen. Eine große Zahl von freiwilligen Helfern aus der Sektion unterstützen in den Jahren 2003 bis 2007 - solange dauert die Grundsanierung - die Bauhandwerker oder erledigt Arbeiten aufgrund eigener Vorgaben, und das in fast 3000 m Höhe, oftmals in Schnee und Regen und auch außerhalb der Hüttenbewirtschaftungszeiten. Allein im Jahr 2004 kommen 2.200 Arbeitsstunden zusammen. Auch dem Wegebau, der in dem neuen, von der Akad. Sektion Graz mit übernommenen großen "Arbeitsgebiet" ebenso vordringlich ist wie die Hüttensanierung, wird große Aufmerksamkeit gewidmet, wobei man auf die Erfahrungen mit dem Mainzer Höhenweg und die guten Verbindungen zu den Talbewohnern zurückgreifen kann. Es zeigt sich, dass die Aussage, so eine Hütte fördere den Gemeinschaftssinn und das Engagement in der Sektion, keine Worthülse ist. Jeder ist überzeugt, mit seinem Einsatz für die Gemeinschaft der Bergsteiger etwas Sinnvolles zu tun.

Kaunergrathütte 2006 | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Die Hütte selbst verändert ihr Aussehen und ihr Innenleben, wobei aber auf ihren fast einmaligen urigen Charakter gefühlvoll Rücksicht genommen wird. Unter Bauleitung des DAV-Architekten Ernst Pfeifer aus Vorarlberg erhält sie ein neues Blechdach mit neuen Gaupen. Neue Fundamente und Drainagen werden eingezogen, zur Bergseite hin entsteht ein neuer Giebel aus Lärchenholz, Notausgänge werden gebaut und die Lager im Obergeschoss umgestaltet, die Küche wird von Grund auf erneuert und modern ausgestattet, die Hütte erhält ein rapsölbetriebenes Blockheizkraftwerk, Photovoltaik und Solarmodule, sodass sie fortan nur mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Im Rahmen eines Modellprojekts werden vier Solarkomposter beschafft ür die Verrottung des Klärschlamms beschafft und schließlich wird noch der Winterraum in das Nebengebäude verlegt. Die Sektion hat jetzt eine Hütte, die mit einem Betrag von rd. 715.000 Euro (Stand 31.12.2005) zu Buche steht, zu dem die Sektion die ersten 50.000 Euro Eigenmittel und einen weiteren Betrag von 100.000 Euro, der über ein günstiges DAV-Darlehen finanziert wird, beigesteuert hat.

Im Jahr der Übernahme 2003 ist die Kaunergrathütte 100 Jahre alt geworden. Natürlich wird dieses Ereignis am 30./31.08.2003 mit einer Bergmesse unter Beteiligung einer Bläsergruppe aus Zaunhof und gemütlichem Beisammensein auf der Hütte wie im Hotel Sonnblick im Tal gefeiert, tags darauf mit einem Dankgottesdienst in der Pfarrkirche in Plangeroß. Die Sektionsmitglieder Pfr. Heiner Fleckenstein und P. Georg Menke unterstützen Dekan Paul Grünerbl aus St. Leonhard im 

geistlichen Teil der Feiern. Zu dem Ereignis sind neben den Ehrengästen viele Sektionsmitglieder im Rahmen einer Sektionsausfahrt ins Pitztal angereist, aber auch die Bergfreunde der Akad. Sektion Graz, denen man anmerkt, dass sie sich nur schwer von ihrer alten Hütte getrennt haben. Alle werden vom 1. Vorsitzenden begrüßt, und alle sind voller Anerkennung über das, was schon in kurzer Zeit erreicht wurde.

Die Aufbruchstimmung, die die Sektion erfasst hat, kommt auch in dem 30 Min.-Film mit dem Titel "Sturm am Kaunergrat" zum Ausdruck, den der SWR über die ersten Monate dreht. Öffentlichkeitsarbeit zum Arbeitsgebiet der Sektion findet jetzt nicht nur in Mainz, sondern verstärkt auch in Tirol statt. Die Kaunergrathütte erhält eine eigene Seite im Internet unter www.kaunergrathuette.info.

Die Hütte entwickelt sich allmählich wieder zu einem beliebten Bergsteigerstützpunkt, obwohl die Besucherzahlen - sie sind in den letzten drei Jahren wie bei anderen Hütten wetterbedingt zurückgegangen - insgesamt noch nicht befriedigend sind:

  • 2003: 1059 Übernachtungen, 845 Tagesgäste
  • 2004: 936 Übernachtungen, 663 Tagesgäste
  • 2005: 700 Übernachtungen, 659 Tagesgäste
  • 2006: 803 Übernachtungen, 732 Tagesgäste

Ab 2007 bemüht sich die Sektion verstärkt um ein gezieltes Hüttenmarketing, wobei die Empfehlungen des Hauptvereins Pate stehen: Ein neuer Folder wird herausgegeben, die Öffentlichkeit durch einen Infostand informiert und zahlreiche, von Sektionsmitgliedern begleitete Wandertouren zur Hütte werden angeboten. Daneben wird wieder die alte Stärke der Hütte, die sie seit 1927 bekannt gemacht hat, ins Licht gerückt: Berthold Honka, FÜL Hochtouren, und Bergführer Andreas Jeitner, der Hüttenwirt, führen (erstmals) sehr gut besuchte Ausbildungskurse durch wie das auch schon seit Jahren der DAV Summit-Club tut.

Die Kletterkiste | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Das DAV Kletterzentrum Mainz oder "Die Kletterkiste"

Vorstand und Bauplanungsausschuss zerbrechen sich den Kopf, wie mit dem von der Mitgliederversammlung 2003 zunächst auf 325.000 Euro limitierten Baukostenbetrag angesichts des weit höheren Ausschreibungsergebnisses auszukommen ist. Der unter Vertrag genommene Architekt Roland Bott aus Guldental schlägt vor, anstelle einer Stahlbeton-Konstruktion für den Rohbau auf eine Holzständerbauweise abzustellen, bei der auch viel mehr Eigenleistung durch freiwillige Helfer möglich ist. Und das bringt den Durchbruch. Dennoch ist es nötig, auf der nächsten Jahreshauptversammlung 2004 ein erhöhtes Baukostenlimit von 450.000 Euro zur Diskussion zu stellen, auch deswegen, weil im Plan nunmehr ein etwas höheres Bauvolumen vorgesehen wird, das aber wesentlich mehr Klettermöglichkeiten bringen soll. Die Mitglieder ziehen mit.

Bei der gleichen Versammlung wird der bisherige 2. Vorsitzende Karl-Hans Gürlet zum 1. Vorsitzenden gewählt. Philipp Albert führt wegen des Ausscheidens des bisherigen Schatzmeisters in bewährter Weise wieder das Amt des Schatzmeisters. Der Platz des 2. Vorsitzenden bleibt zunächst vakant - ihn wird dann ab dem Jahre 2005 Rolf Lennartz einnehmen.

Dank der hervorragenden Vorarbeiten insbesondere von Heinz Nold und von Wolfgang Schaubruch als demjenigen, der die Finanzierbarkeit des Projekts immer wieder durchrechnet, kann der Vorstand am 12.8.2004 die Durchführung der Baumaßnahme endgültig beschließen. Die Finanzierung ist durch die vorhandenen Eigenmittel und - leistungen, einen Zuschuss von 10% durch den DAV - das ist der maximale Satz für Kletteranlagen - und durch DAV- bzw. Kapitalmarkt-Darlehen sowie einen Zuschuss der Stadt Mainz von 12.000 Euro gesichert. Die vorsichtige Kostenschätzung auf der Einnahmeseite und die daraus resultierenden Belastbarkeitsdaten, die Wolfgang Schaubruch im Benehmen mit dem Ref. Kletteranlagen des Hauptvereins erarbeitet hat, 

werden auch von den Banken bei der Kreditvergabe anerkannt.

Und nun kann es mit dem obligatorischen symbolischen Spatenstich am 06.11.2004 losgehen. Nur ein Jahr später, am 11.11.2005, ist die Kletterhalle betriebsbereit, wobei die freiwilligen Sektionshelfer, es sind über Hundert an der Zahl, weit über 5.000 Arbeitsstunden geleistet haben. Vom Einbringen von Dämmmaterial, Anbringen der unbehandelten Lärchenholzbretter, Durchführung von Sanitär- und Elektroarbeiten bis zum zeitraubenden, weil überlegt und sorgfältig durchgeführten Routenschrauben und noch zu vielem mehr reicht die Palette. Auch hier zeigt sich das große

Potential an Gemeinschaftssinn in der Sektion.
Nachdem am 3.11.2005 einer der weltbesten Extrembergsteiger, Alexander Huber 

("Huberbuam"), in der Halle vor der Presse ein Kletterdebut abgegeben hat, kann die offizielle Eröffnung am 12.11.2005 gefeiert werden. Dazu hat sich die Sektionsjugend etwas Besonderes ausgedacht: Sie schreibt einen offenen "Mainzer Kletterwettkampf der Jugend" aus und führt ihn profimäßig selbständig durch. Viele Jugendliche aus dem Umkreis nehmen teil, es herrscht echte Sportwettkampstimmung. Parallel zum Wettkampfgeschehen informieren die Gruppen der Sektion die zahlreichen Besucher über die Aktivitäten der Sektion. Zum anschließenden Festakt in der Halle kann Karl- Hans Gürlet gleich drei ehem. 1. Vorsitzende der Sektion, Bundesminister a.D. Heiner Geißler, Hermann Kohl und Philipp Albert ebenso begrüßen wie den Vizepräsidenten des DAV, Ludwig Wucherpfennig, und viele Ehrengäste. In allen Grußworten und in der Festrede von Dr. Geißler klingt viel Lob und Anerkennung dafür an, dass die Sektion Mainz den Mut besessen hat, innerhalb kurzer Zeit gleich zwei große Projekte anzugehen und mit dem Bau einer Kletteranlage zugleich auch der neueren Entwicklung im Alpenverein gefolgt ist. Sektionsmitglied Pfr. i.R. Heiner Fleckenstein segnet die Halle und spricht ein Dankgebet. Die Medien in der Region von Mainz bis Frankfurt und bald auch Fachmagazine berichten ausführlich über die Sektion. Sven Salzer fertigt eine DVD über die Einweihung und mit allem Wissenswerten zur Kletterhalle. Der Folder mit dem neuen Logo der Kletterkiste erlebt schnelle seine 2. Auflage. Helmut Karbach, für organisatorische Fragen zuständig, sorgt für den jederzeit aktuellen Inhalt der von Jochen Göttelmann gestalteten neuen Internetseite www.kletterzentrum-mainz.de.

Schon knapp ein Jahr später wird berichtet, dass die Besucherzahlen die Erwartungen übertroffen haben: Schon über 7.000 Eintrittskarten sind verkauft und die Halle ist täglich im Schnitt mit 20 Kletterern ausgelastet. Auch die Eintritte in die Sektion haben deutlich zugenommen. Das Engagement für die Kletterhalle, die als "wirtschaftlicher Zweckbetrieb" geführt und für die Umsatzsteuer gezahlt wird, hat sich also gelohnt.

Kletterfelsen im Morgenbachtal | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Die Kletterfelsen im NSG Morgenbachtal

"Im Morgenbachtal, einem Seitenast des sagenumwobenen Mittelrheintals, bietet ein Dutzend Quarzit-Felsen ein Genussklettergebiet von seltener landschaftlicher Schönheit. Die große Routendichte zwischen IV. und VI. Schwierigkeitsgrad sowie die Möglichkeit, an zahlreichen Felsen problemlos ein Toprope zu installieren, lässt hier vor allem Einsteigerherzen höher schlagen", schreibt Sektionsmitglied Simone Viel 2006 im Magazin "Climb!".

Die Frankfurter Wand, die Graue Wand, der Mainzer Turm oder die Wappenwand sind für den Eingeweihten Namen mit Klang. Jedoch darf man sie allesamt nicht unterschätzen. Es kommt wie in jeder anderen Risikosportart auch leider immer wieder zu Unfällen.

Zuerst gibt es im Klettergebiet nur "leichte Wege mit Sicherung von oben". In den 1920er und 1930er Jahren beginnt

dann die Erschließung von unten. Seit 1912 betreut die Sektion Mainz das Gelände. Im Jahre 1995 bricht aus der Klüverwand ein großer Felsteil ab, wobei glücklicherweise niemand zu Schaden kommt. Seither besteht mit der Gemeinde Trechtlinghausen als Eigentümerin ein Nutzungsvertrag, wonach die Sektion die Verkehrssicherungspflicht 

übernommen hat und verpflichtet ist, die Felsen jährlich durch Geologen begutachten zu lassen. Die Sektion hat dann mit Heinz Nold einen "Sicherheitsbeauftragten" bestimmt, seit 2006 übt Bernhard Naujack diese Funktion aus. Von der Sektion werden auch stets Sicherungen an den Routen überprüft, Infotafeln mit aktuellen Felssperrungen aufgestellt und die Wege instand gehalten, wozu manche Umweltbaustelle eingerichtet werden muss, zuletzt 2006. Seit 2007 sind Informationen zum Klettergebiet im DAV Felsinformationssystem (FIS) unter www.dav-felsinfo.de abrufbar. Die in den 1980er Jahren beliebt

gewordenen "Klettersonntage" der Sektion finden zwar nicht mehr statt, doch geklettert wird immer noch eifrig im Morgenbachtal, das inzwischen Naturschutzgebiet geworden ist. Man verabredet sich mehr im Einzelfall oder kommt durch einen "Outdoor-Kurs" dorthin. Diese werden vermehrt angeboten, um diejenigen, die das Klettern in der künstlichen Kletteranlage ausüben, an das Felsklettern heranzuführen, was zunehmend gewünscht wird.

Auch die jährliche "Sonnwendfeier" der Jugend II/Juma auf der Apfelwiese des DAV nahe den Kletterfelsen gibt es als solche schon lange nicht mehr, wenn sie auch bis 1989 noch so im Programm stand. Die Jugend verstand darunter ein zünftiges Jugendzeltlager, das wegen Kündigung der Apfelwiese dann dort schließlich nicht mehr möglich war. 

In das Morgenbachtal kommt die Sektion aber noch aus einem anderen Grund sehr gerne: Der "Almabtrieb", den es mind. seit 1968 gibt und der stets im Oktober, zum Ende der Bergsaison, stattfindet. Die Veranstaltung beginnt an den Kletterfelsen mit einer Bergandacht, in den letzten Jahren musikalisch eingerahmt von bis zu 9 Alphornbläsern aus Ockenheim. Zum Gedenken an die Toten wird am Fels ein Kranz angebracht. Das immer gut besuchte Treffen endet stets mit einer gemütlichen Runde im Gutsausschank "Weißes Ross" in Trechtingshausen. Der "Almabtrieb" war zuerst eine feste Veranstaltung der Bergsteigergruppe, dann der Klettergruppe und heute ist sie Sektionsveranstaltung für alle. Gern würde es die Sektion sehen, wenn zu dieser traditionellen Veranstaltung sich auch wieder die Jugend einfinden würde.

Auch das gibt es in der Sektion: "Kleiner Mainzer Höhenweg"

Auf Vorschlag der Stadt Mainz im Jahre 1983, sich am Ausbau des Wanderwegenetzes im Raum Mainz zu beteiligen, entsteht nach einem Vorschlag von Sektionsmitglied Norbert Theisen eine 33 km lange Wanderroute von Laubenheim über Hechtsheim, Gau-Bischofsheim, Ebersheim, Klein-Winternheim, Lerchenberg. Drais, Finthen bis Mombach (Waldfriedhof), die mit dem Edelweiß als Markierungszeichen gekennzeichnet wird. Der Wanderweg wird in die Freizeit- und Wanderkarten eingetragen, bald bürgert sich dafür der Name "Kleiner Mainzer Höhenweg" ein. Zum 125-jährigen Jubiläum gibt die Sektion in Zusammenarbeit mit der Stadt Mainz einen Folder mit Wegbeschreibung und Kartenausschnitten heraus, der bei der Sektion, dem Verkehrsverein und bei den Ortsverwaltungen aufliegt.

Die Gruppen in den letzten 25 Jahren

Zelten auf der Apfelwiese in den 1950ern. V.l.n.r.: Eckardt Zundel, Juliane Requadt, Peter Kruse (hinten), Franz Kluge, Dorothea Requadt.  | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Die Jugendgruppen

Jugendgruppen gibt es in der Sektion schon bald nach ihrer Wiedergründung. Vor 25 Jahren hießen sie Jugend I (10-14 Jahre) und Jugend II (14-18 Jahre), 1996 kam die Jugend 0,5 (also Kinder ab 6 Jahren) hinzu. Das hat sich alles geändert, wir sprechen heute im besten Neudeutsch von den Kids (5 bis 9 Jahre), den Hard Rocker's, den Mounteens (10-13 Jahre), den Kid Rock's (12-14 Jahre) und den Verticalis (14-17 Jahre). Geblieben ist die Begeisterung, der Spaß am Klettern, am Abenteuer, am Spielen und an der Kissenschlacht, aber auch ernsthaft zu erlernen, wie gehe ich mit Karte und Kompass um, wie plane ich eine Tour, wie setze ich das Material ein und wie verhalte ich mich verantwortungsbewusst gegenüber der Natur und meinem Seilpartner oder Bergkameraden. Die Sektion unterstützt diese Jugendarbeit, auch mit einem eigenen finanziellen Beitrag, den die Jugend selbst verwaltet. Und die Sektion ist stolz darauf, so viele Jugendgruppen zu haben und so viele motivierte Jugendleiter: Eva- Maria Baumgärtner, Harald Fellinghauer, Charlotte Heppner, Jonathan Focke, Tatjana Frattini, Sophie Zeh, Bastian Zimmermann und den von ihnen gewählten Jugend- Referenten Wolfgang Schaubruch und Stefan Franke als seinen Stellvertreter). In 25 Jahren waren es 44 Jugendleiter, die die "Sektions-Jugend", so lebendig wie sie heute ist, aufgebaut haben.

JUMA/JUNIOREN, ROC-AL-DENTE, STEINBEISSER

Zumindest am Anfang zählten zur Jugend im weiteren Sinne auch die Jungmannschaft oder Juma (19-25 Jahre) und die Junioren (26-32 Jahren). Auch hier haben insgesamt 17 Jugendleiter über die Jahre dafür gesorgt und sorgen noch dafür, dass die dem Jugendlichenalter gerade Entwachsenen in der Sektion weiter ein Zuhause haben. Die ehem. Junioren-Gruppe entschloss sich 1996 - "man wird auch älter" - sich in die Gruppe Roc-al-dente (+/- 35 Jahre) umzubenennen. Die Gruppe bestand unter Leitung von Susanne Teske-Keiser (zunächst auch noch mit Jürgen Boland) bis 2005, als Susanne aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. Die "Steinbeißer" entwuchsen 2004 ebenfalls den "Junioren" und erfanden einen griffigen Namen und ein ebensolches Logo. Ihr Programm, das sie seither unter Leitung von Monika Göttelmann (früher gemeinsam mit Wolfgang Schaubruch) anbieten, ist anspruchsvoll und sehr vielseitig. Man unternimmt familienfreundliches Klettern im Thüringer Wald genauso wie rasantes Alpin-Skifahren in Ischgl oder Ski- und Hochtouren in der Zentralschweiz. Man darf noch vieles erwarten!

JU-SU-SCHNU

Eine Variante war die Gruppe dieses Namens, die sich aus einem Kletter- Schnupperkurs von Heiner Gollong im Frühjahr 1991 entwickelte und immerhin bis 2003 unter Leitung von Jutta Jerono bestand. Felsklettern sowohl in der Fränkischen Schweiz als auch in Frankreich und Klettern in Kletterhallen der Umgebung waren ihre Spezialität. Zur Nachahmung empfohlen!

Familiengruppe

Mit Unterstützung des damaligen Wanderwarts Peter Skoda fasst sich die ausgesprochen kinderfreundliche Karin Klinger Mitte 1992 ein Herz und bietet erstmals für "Eltern mit Kindern von 2 bis 8 Jahren" Schnuppertermine an. Sie erhält Zulauf und bald sprach man von einer "Familiengruppe", die vom fröhlichen Ostereiersuchen bis hin zur Picknick-Wanderung ein familiengerechtes Programm anbot. Es kamen dann Familienfreizeiten in den Bergen hinzu und ab Ende 1995 unterstützte und verstärkte Stefan Franke die Familiengruppe. Im Sommer 2006 befand sie sich in einer Freizeit am Riffelsee und marschierte munter hinauf zur Kaunergrathütte. Im Jahre 2007 wurde durch Conny Schmidt und Wolfgang Schaubruch sogar eine zweite Familiengruppe gegründet, was die Bedeutung der Familienarbeit in der Sektion unterstreicht.

Wandergruppe

Gewandert wird in der Sektion seit 125 Jahren, in den ersten Jahren nannte man das "Spaziergang" oder "Ausflug". Wanderungen sind neben alpinsportlichen Unternehmungen Vereinszweck. In der Wandergruppe werden Wanderungen im flachen Land und in den Mittelgebirgen angeboten, im alpinen Bereich nur, soweit die Kompetenz der DAV-Wanderleiter gegeben ist, nämlich auf Wegen und Steigen, im leichten weglosen Gelände sowie auf flachen Firnfeldern. Das Begehen von Klettersteigen und Gletschern sowie Fels- und Eisklettertouren gehören nicht dazu.

Die Wandergruppe etablierte sich schon bald nach der Wiedergründung. 1967, evtl. schon früher, wurde sie von Georg Boller geleitet. Sein Nachfolger ab April 1975, Wolfgang Burkhardt (†) setzte neue Akzente, er legte Wert auf Teilnahme an 

Ausbildungsveranstaltungen, veranstaltete viele Touren mit Kindern und pflegte die Geselligkeit. Oft wurde zu den Wanderungen mit dem Bus angereist, 50 und mehr Wanderer waren dabei. Da Wolfgang Burkhardt das Ausbildungsreferat übernahm und sich mehr zum Bergwandern hinwandte, übernahm 1982 die Wandergruppe Hermann Purucker ("dem Ingenieur ist nichts zu schwör"). Er führte "das rote Schweinchen" und manche schöne Schlussrast ein, auch das Liedgut wurde gepflegt. Die Beteiligung an den Wanderungen war hoch, sie ließ auch nicht nach, als die Wanderwarte Theo Barzen, Peter Skoda, Otto Illy, Waltraud und Manfred Wacker, Hermann Josef Koch und schließlich Martin Pächer nachfolgten.

Die sonntäglichen Wanderungen fanden in den vergangenen 25 Jahren unentwegt zweimal im Monat statt und gern durften daran immer wieder Gäste teilnehmen. Die Ziele im Umkreis von ca. 100 km wurden mit PKW-Fahrgemeinschaften und öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht. Gewandert wurde jede Distanz zwischen 16 und 42 km, meistens zwischen 22 und 26 km. Und es gab eine große Zahl von Mehrtageswanderungen mit 8 bis 60 Teilnehmern, und zwar in nahezu alle namhaften Mittelgebirge in Deutschland und angrenzenden Ländern, auf traumhafte Inseln - es sind ja nur 2 Flugstunden nach Mallorca - und zu alpinen Wanderungen in Tirol, im Bergell, in den Dolomiten, in Südtirol und neuerdings in den Karpaten.

Die so schönen Nikolaus- oder Weihnachtsfeiern mit Tombola wurden in den letzten Jahren zugunsten eines festlichen Essens, das jetzt Wanderer, Kletterer oder andere Sektionsgruppen abwechselnd gestalten, abgeschafft. Desgleichen der Gruppenabend, bei dem man mit Diavorträgen ein ganzes Wanderjahr passieren ließ. Alles fließt...

Weil das so ist, tauchte im Herbstprogramm 2005 eine Neuerung auf: Martina Gajewski und Thomas Lenhart riefen eine "Fitnessgruppe +/-40 Jahre" ins Leben, die ebenfalls an Sonntagen unterwegs ist und sofort großen Zulauf bekam. Wann und wo gewandert wird, erfahren Interessenten zeitgemäß nur über das Internet.

Notabene, die heutige Zeit und das Wandern: Wandern erlebt gerade in ganz Deutschland eine Renaissance.

Seniorenwandergruppe

Die Mitgliederversammlung 1985 beschloss auf Antrag die Einrichtung einer Seniorenwandergruppe, deren Programm auf die Bedürfnisse der lebensälteren Mitglieder abgestellt werden und zeitlich nicht mit dem Programm der Wandergruppe kollidieren sollte. Als erste Seniorenwarte wurden Robert Schmitt (†) und Hans Mandavid mit 106 Stimmen gewählt. Die Senioren-Wanderer trafen sich fortan j e d e n Dienstag, je nach Jahreszeit für einen halben oder ganzen Tag und dabei blieb es bis heute. Warum am Dienstag? Weil da immer schönes Wetter ist, hieß es. Man fuhr zur Freude von MVB, RNN und RMV stets mit öffentlichen Verkehrsmitteln, bewegte sich bei jedem Wetter angemessen lange in der freien Natur und nahm sich Zeit für eine Schlussrast. Einmal im Jahr gab es eine Gemeinschaftsfahrt mit dem Bus und die traditionelle Weihnachtsfeier war ein Ereignis, auf das sich alle immer schon lange freuten. Nachfolger für die ersten Seniorenwarte waren ab 1986 für jeweils 9 Jahre Rudi Hardt und Otto Illy. Ansprechpartnerin für die Senioren ist heute Regina Kusak.

Ski-Langlaufgruppe

Norbert Geyer muss hier zuerst genannt werden. Er leitete diese Gruppe als DAV- Skilanglaufführer ununterbrochen in den vergangenen 25 Jahren und schon zuvor. Vielen Freunden des weißen Sports hat er die ersten Schritte beigebracht, manchem aber auch den letzten Schliff. Jeden Winter bot er, stets auf Schnee hoffend, 6 Tagestouren in den Vogelsberg, die Rhön und in den Schwarzwald an, mindestens eine Wochenendfahrt und eine Langlaufwoche sowie noch das eine oder andere Schmankerl. Zum 25-jährigen Jubiläum, das im Februar 2006 bei hervorragenden Schneeverhältnissen im Mahdtalhaus im Kleinwalsertal gefeiert wurde, konnte er noch einmal die 25 Langlaufwochen Revue passieren lassen, die er in der Vergangenheit durchgeführt hatte. Seine bevorzugten Ziele waren der Schwarzwald, der Bayerische Wald und das Erzgebirge.

Wandern Alpin & Klettersteige

In den Bereichen Wandern Alpin und Klettersteige (bis 1986 war Wolfgang Burkhardt für das Bergwandern zuständig, seit 1994 ist Holger Rech Wanderwart Alpin), BERGSTEIGEN/ KLETTERN (Kletterwart Wolfgang Allebrand, Jochen Schlüter, Manfred Himmerich, Jochen Teske, Ernst Suttner, Günter Schmidt (†), Helmut Müller und Jürgen Bohland), HOCHTOUREN, SKIHOCHTOUREN, SKI ALPIN (Skiwart Jörg Meyer-Scholten) gibt es keine Gruppen im organisatorischen Sinne, manchmal auch keinen bestimmten Ansprechpartner. Aber alle genannten alpinen Sportarten wurden in den letzten 25 Jahren reichlich und vielseitig unter Leitung der Fachübungsleiter der Sektion ausgeübt, davon zeugen die Programme und die zahlreichen Tourenberichte in den Sektionsmitteilungen und im Internet. Unbedingt hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Kletterfahrten der Arco-Fans unter Leitung von Heinz Nold und Jürgen Jahn, verstärkt durch Markus Brugger und andere) seit mehr als 10 Jahren. Hinzugekommen sind in neuerer Zeit das Eisfallklettern (Klettern an gefrorenen Wasserfällen) und das Schneeschuhwandern.

Schade ist, dass es keine Bergsteiger-/Klettergruppe mehr gibt, die die Interessen der Hochtourengeher, der Eisfallkletterer und der Felskletterer bündelt. Gerade das Felsklettern wäre angesichts zu erwartender Zugänge aus dem Hallenklettern auszubauen. Die frühere Gruppe war schon 1977 im Auseinanderfallen begriffen. Damals verfasste Karl Leisenheimer (†) den folgenden Aufruf:

"Liebe Bergfreunde, ich weiß, dass Ihr alle keine Zeit habt und stark überlastet seid. Trotzdem wäre uns allen bedeutend wohler, wenn einer aus "Eurem" Kreis die Belange der Bergsteiger übernehmen würde. Er muss auch kein Kletterass sein, ebenso wenig ein Kilometerfresser. Wichtig wäre nur ein Kamerad, der die Koordination der Gruppe übernimmt. ...Darum Kameraden rafft Euch auf! ..."

Es bleibt zu hoffen, dass sich bald einige Mutige finden, die einen Neuanfang wagen ...

Expeditionen und Trekking

An einer Expedition teilzunehmen, bedeutet, sich auf ein Abenteuer mit relativ ungewissem Ausgang einzulassen. Frauen und Männer der Sektion, nervenstark, konditionsstark, kerngesund, taten dies in den Jahren 1980 bis 1990 fünfmal: Dreimal ging es in die Anden und zweimal in den Himalaja, zum Teil mit eigener Organisation. Es war die Gruppe (mit bis zu 16 Teilnehmern) um Wolfgang Allebrand, Wolfgang Gornig und Ernst Suttner, die das Wagnis einging. Erfolgreich, denn alle kamen zurück und alle haben Siege errungen, zumindest den Sieg über sich selbst. Und etliche Gipfelsiege über 6000er waren auch dabei.
Dann kehrte einige Jahre Ruhe ein und erst 2003 war wieder eine Situation in der Sektion, die es erlaubte, an solche Expeditionen zu denken. Berthold Honka (FÜL Hochtouren, seit 2007 Ausbildungsreferent) hatte ein Schar begeisterter Frauen und Männer um sich gesammelt und sie behutsam an die modernen Methoden des Höhenbergsteigens - ohne Sauerstoff - herangeführt. Es ging dann los mit dem Lobuche Peak in Nepal (6.119 m), der von fast allen der 12-köpfigen Mannschaft erklommen wurde. Es folgten der Aconcagua in Argentinien (6.962 m, 5 Teilnehmer), der Gasherbrum II im Himalaya (8.035 m, Berthold Honka war einziges Sektionsmitglied), Pik Lenin in Kirgisien (7134 m, Gipfel wg. Schneesturm nicht erreicht: Marietta Honka und 5 Teilnehmer/innen), Kilimanjaro (5.895 m) und Mt. Meru (4.562 m) - alle 8 Teilnehmer erreichen beide Gipfel - und schließlich 2007 die Heiner-Gollong- Gedächtnis-Expedition zum Mt. Mc. Kinley in Alaska (6.194 m) mit wieder 8 Teilnehmern. Kurz nach dem Afrika-Trip bestieg das Ehepaar Honka als "Sammler der Seven Summits" innerhalb von 14 Tagen mit einer 11-köpfigen Ausbildungsgruppe der Sektion den Mt. Blanc und anschließend allein den Elbrus im Kaukasus - auf jeden Fall war der höchste Gipfel Europas dabei. Es ist erfreulich, dass sich eine so aktive Gruppe herausgebildet hat, die noch einiges erwarten lässt.

Einem weiteren Feld hat sich Dr. Hermann Requadt (FÜL Bergsteigen) mit seinen bereits mehrmals durchgeführten Trekkingtouren in den Himalaja verschrieben, wobei er jedes Mal ausgezeichnetes Bildmaterial mitbrachte, das er in anschließenden Vorträgen zeigte. Ziele der mehrwöchigen Unternehmungen waren die Rhododendronblüte im Everest-Gebiet, die Gangesquelle im indischen Himalaja (2006, 12 Teilnehmer) oder die Annapurna-Runde in Nepal (2007) mit Überschreitung des Thorong-Passes (5.416 m). Auch dies zeigt eine ganz erfreuliche Entwicklung in der Sektion.

Referat Natur- und Umweltschutz

Schutz und Pflege von Natur und Landschaft ist eines der erklärten Ziele der Sektion. Naturschutz in das Bewusstsein der Sektionsmitglieder zu tragen und darauf zu achten, dass bei allen Tätigkeiten der Sektion der Natur- und Umweltschutz berücksichtigt wird, ist Aufgabe des Referenten Natur- und Umweltschutz. In den vergangenen 25 Jahren gab es mit Harald Friedrich, Dr. Hermann Requadt, Klaus Kronebach, Hans-Jakob Manderscheid (1991 bis 2003) und Hartmut Rencker sehr engagierte Naturschutzreferenten, die nicht nur ein Kletterverbot anzukündigen hatten, wenn am Rotenfels die Falken brüteten, sondern die zeitweilig ein umfangreiches Programm für die am Naturschutz interessierten Mitglieder anboten. Der jetzige Naturschutzwart, Dr. Hermann Requadt, versucht Interessenten durch gezielte Wanderungen in Naturparks innerhalb und außerhalb Deutschlands für das Thema zu sensibilisieren.

Referat Ausbildung

"Ausbildung - Herzstück der Sektionsarbeit" formulierte 1992 Rudi Kramper, damals Ausbildungsreferent. Und: "Es gehört schon eine gehörige Portion Idealismus dazu, die vorhandenen Risiken auf sich zu nehmen und sich immer wieder zur Verfügung zu stellen". Dieser Idealismus ist in der Sektion in großem Maße vorhanden und hier ist besonders die Jugend einzuschließen. Die Programme sind wiederum beredtes Zeugnis dafür, dass jährlich ein Dutzend und mehr (ohne Jugendarbeit) Ausbildungsvorhaben durchgeführt wurden - von der Knotenkunde über den Grund- und Aufbaukurs Alpinklettern bis zum Grundkurs Alpin u.v.a. Letzteren führte, auf 3 Jahre verteilt, Hermann Requadt seit 1988 mehrfach durch; er wurde von Berthold Honka als vierjähriger Kurs fortgesetzt. Besondere Anforderungen sind durch die vielen Indoor- Kletterfreunde auf Markus Brugger und andere Ausbilder sowie die Jugendleiter zugekommen - etwa 70 Kurse wurden allein im ersten Jahr gehalten. Und da jetzt mancher auch das Felsklettern möglichst im Vorstieg erlernen möchte, liegt ein weiteres großes Betätigungsfeld vor der Sektion. Das Amt des Ausbildungsreferenten bekleideten Wolfgang Burkhardt, Dirk Sprenger, Rudi Kramper, Ingo Winkelmann und Jörg Meyer-Scholten vor Berthold Honka.

Sektionsausfahrten

Die Sommer-Sektionsausfahrten sind für Mitglieder aus allen Gruppen gedacht, die eine gemeinsame Bergwoche verbringen und die unterschiedlichsten Angebote nutzen wollen. Standquartier Von 1985 bis 1991 fanden Ausfahrten statt zum/zur Gepatschhaus, Riffelseehütte, Austria-Hütte, Gruttenhütte, Regensburger Hütte, Karwendelhaus, Feichten/Kaunertal) und wieder von 1997 bis 2007 zur Drei-Zinnen- Hütte, Mandarfen/Pitztal, Hinterstein/Allgäu, Kaunergrathütte/Plangeroß/Pitztal, Hans- Berger-Haus/Kaisergebirge).

Skifreizeiten

Sie waren in 25 Jahren eine nahezu feste Konstante im Winterprogramm: 1985 ging es mit einer Fastnachtsskifahrt zur Rudolfshütte los, es folgten dann die Standorte Pfunds- Lafairs, Lenzerheide, Celerina bei St. Moritz, Deutschnhofen, Lanersbach und Campitello di Fassa. Die Leitung oblag Horst Michel, Fritz Altrichter sowie vielmals Dietrich Taschinski u. Ellen MüllerTaschinski und in neuerer Zeit Jörg Meyer Scholten. Die "Skifreizeiten" sind für alle Spielarten des "weißen Sports" angelegt - von Ski alpin bis Langlauf.

Vorträge

Seit dem Gründungstag der Sektion 1882 gehörten Vorträge in fast ununterbrochener Reihe zum Erscheinungsbild der Sektion. Nach der Wiedergründung 1949 fand der erste Vortrag bereits im Januar 1950 statt. Die Live-Vorträge, die mit Lichtbildern, Dias, Filmen und heute mit Beamern für die Digitalfotografie unterstützt werden, sind d a s geeignete Mittel, die Kenntnisse über die Bergwelt und den Alpinismus zu verbreiten, wie es die Satzung vorgibt. Von 1982 bis 2007 veranstaltete die Sektion rund 130 Vorträge jeweils im Winterhalbjahr einmal im Monat. 43 dieser Vorträge haben Sektionsmitglieder gehalten, u.a. hat Walter Hellberg mit hervorragenden Mittelformat- Fotos allein 14 verschiedene Vorträge bestritten. Die Vorträge - sie waren im Schnitt gut besucht - fanden bis März 1996 in der Universität, im Hörsaal des Fachbereichs Leibeserziehungen, statt, danach im Alpenvereinshaus. Aufgrund eines Vorstandsbeschlusses hatte sich die Sektion ab 2002 mit dem Tennisclub Römerquelle zusammengetan und bietet seitdem jährlich einmal eine Veranstaltung (Multivisionsshow) mit weltweit bekannten Bergsteigern in einem Bürgerhaus an. So hielten mehrfach die Extrembergsteiger Thomas Huber und Alexander Huber ("Huberbuam") spannende Vorträge, für November 2007 ist Gerlinde Kaltenbrunner, die "derzeit erfolgreichste Höhenbergsteigerin der Welt", angekündigt. Zu diesen Vorträgen mit Profibildern und -technik kommen immer mehrere Hundert bergbegeisterte Zuschauer aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet. Vortragswart der Sektion waren seit 1982: Norbert Theisen, Kurt Beringer, Bruno Dorau und Ute Gürlet.

Bücherei

Die Satzung sieht auch heute noch vor, "schriftstellerische, wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten auf alpinem Gebiet" zur Verwirklichung des Vereinszwecks zu sammeln. Deshalb unterhält die Sektion weiterhin eine Bibliothek. Eine Bestandserweiterung erfuhr sie 1995 durch die Anschaffung einer größeren Zahl Wanderführer. Im Jahre 2006 wurde begonnen, die Führerliteratur zu erneuern. Sektionsmitglied Peter Hirsch hat sich seit 2006 der Bücherei angenommen und katalogisierte die Bestände neu.

Internet

Die Sektion nutzte die neue Kommunikationsmöglichkeit mit dem Aufbau einer Seite unter der Adresse www.dav-mainz.de durch den Webmaster Hermann Josef Koch. Sie ist seit dem 30.08.1999 im Netz (Anm. Webmaster: bis 05/2008 ca. 99.725 Besucher). Sektionsmitglieder und andere können sich, von wo auch immer, über die Sektion informieren. Die Navigationsleiste hat folgende Buttons: Startseite (Aktuelles), Suche A-Z, Die Sektion, Tourenberichte, Veranstaltungen, Ausbildung, Touren, Gruppen, Kaunergrathütte (mit Link zur eigenen Seite www.kaunergrathuette.at, betreut von Jochen Göttelmann), Mainzer Höhenweg, Kletterkiste (mit Link zur eigenen Seite www.kletterkiste-mainz.de, ebenfalls betreut von Jochen Göttelmann), Klettern im Morgenbachtal, Wanderweg um Mainz, Kalender, Service, Links, Kontakte. Über das "Interne Login" können die Funktionsträger der Sektion mittels Passwort auf ein sektionsinternes "Handbuch" zugreifen.

Briefstempel vor 1914 | © DAV Sektion Mainz
© DAV Sektion Mainz

Nachwort

Wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser, diese Seiten aufmerksam gelesen haben, werden Sie feststellen müssen, dass die Sektion Mainz des Deutschen Alpenvereins in 125 Jahren vieles erreicht hat, dabei aber stets ihren sich selbst vorgegeben Zielen treu geblieben ist. Dabei hatte sie - von den geschilderten abwegigen Zeiten abgesehen - stets die Interessen der Mitglieder im Sinn, aber auch die der Berge und der Menschen, die dort leben. Das war nur möglich, weil ein immer größerer Kreis Bergfreundinnen und Bergfreunde, und dazu gehören Sie, zur Sektion Mainz und dem "alpinen Gedanken" gestanden haben. Ich wünsche der Sektion in diesem Sinne ein weiteres reges Vereinsleben.

Hartmut Peter Skoda Schriftführer (2004 bis 2007) Referent Öffentlichkeitsarbeit